20240617 EM Fußball Ukraine Reportage aus Lemberg Wehrschütz Mod
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine
Insert1: Svetlana, Managerin eines Pubs in Lemberg
Insert2: Stanislav, (24) arbeitet in einer Apotheke in Lemberg
Insert3: Stanislav, (24) arbeitet in einer Apotheke in Lemberg
Insert4: Mitja, arbeitet als Barkeeper in Lemberg
Gesamtlänge: 3’07
Wegen der Gefahr russischer Luftangriffe gibt es auch in Lemberg, im Westen der Ukraine, keine öffentlichen Fanzonen. Hinzu kommen die Stromengpässe, die auch in diesem irischen Pub nur durch eigene Generatoren gemeistert werden. Ins Auge stechen die vielen Fahnen europäischer Vereine, die den gesamten Hauptraum zieren, und für ein Pub nichts Ungewöhnliches sind. Ungewöhnlicher sind da schon die vielen Kriegsrelikte, die beim Eingang stehen und an den Wänden hängen. Svetlana, die Managerin des Pubs, hat im Krieg Vater und Bruder verloren; ihr Mann steht an der Front:
47'2 - Warum diese Erinnerungsstücke - 1'16'2
"Auf diese Weise demonstriere ich die Hochachtung gegenüber den ukrainischen Streitkräften. Wir unterstützen unsere Soldaten auch mit Spenden, arbeiten mit ihnen zusammen, schicken Pakete. Dafür danken sie uns mit diesen Fahnen und anderen Relikten, und so ist in den zweieinhalb Jahren diese Ausstellung entstanden.“
Doch am Nachmittag dominiert hier König Fußball; zur ukrainischen Hymne standen die meisten Gäste auf; das Spiel gegen Rumänien wird sie dann in 90 Minuten kein einziges Mal von den Sitzen reißen, weil die Rumänen die Tore schießen, und die Ukrainer kaum Chancen haben. Trotzdem sind sich die befragten Besucher einig, wie wichtig gerade jetzt der Sport ist:
Stanislav
1'04'0 - Ablenkung vom Krieg und Propaganda - 1'23'5
"Fußball ist sehr wichtig, weil sich damit die Ukrainer auch vom Krieg ablenken können; aber wir haben den Fußball auch, um vom Krieg sprechen zu können, um zu zeigen, was der russische Aggressor tut; somit kann der Fußball auch ein Element der Propaganda sein."
Und wie meistert Stanislav die Stromausfälle?
Stanislav 47'6 - Stromausfälle - 1'00'4
"Internet und Strom hängen nicht zusammen, so dass man Spiele auch ohne Strom schauen kann. Internet und Radio gibt es, wo ein Wille da ist auch ein Weg."
Das zeigte sich auch im Pub; der Strom blieb, aber die Online-Übertragung fiel aus, und ließ sich beim genutzten Kanal auch nicht wieder in Gang setzen. Doch die Ukrainer sind Bastler, und über das Internet am Handy wurde ein anderer Kanal gefunden und auf die Bildschirme übertragen. Die Drei-zu-Null-Niederlage gegen Rumänien wurde aber mit Fassung getragen:
Mitja: 1'05'1 - Bewertung des Spiels - 1'36'6
"Wir haben eine junge, erneuerte Nationalmannschaft. Wir wollen glauben, dass das nur die ersten Erfahrungen waren, doch Drei zu Null ist sehr schlecht, trotz aller Hochachtung für Rumänien."
Das Spiel verfolgte auch ein Mitarbeiter einer schwedischen Hilfsorganisation; Erik spricht zwar nicht Ukrainisch, die Stimmung wirkte aber trotzdem auf ihn ein:
Erik: 59'7 - Fußball ist mehr als Sport - 1'09'0
Fußball ist ein wunderbares Fenster, um Menschen, Nationen und Spannungen zu verstehen, Fußball ist nicht nur ein Sport, sondern viel mehr."
Schweden ist nicht bei der EM; daher hält auch Erik der Ukraine die Daumen; ob das etwas hilft, werden die kommenden Spiele zeigen.
