20240307 ZiB2 Der Krieg gen kritische Infrastruktur der Ukraine Wehrsch Mod
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine
Insert1: Petro Kotin, Präsident von Energoatom
Insert2: Rafael Grossi, Generaldirektor der IAEA
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Die kritische Infrastruktur, insbesondere die Stromversorgung, zählt zu den ständigen Zielen russischer Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Abgesehen vom menschlichen Leid sind auch die Schäden enorm. Auf 12 Milliarden US-Dollar schätzt sie die Weltbank. Allein im Winter des Vorjahres dürften 50 Prozent der Energieinfrastruktur beschädigt worden sein.
Auf die drei verbliebenen Atomkraftwerke entfallen nun nach Angaben von Energoatom mehr als 50 Prozent der Stromerzeugung. Größtes Sorgenkind ist das AKW Saporoschije, das seit März 2022 russisch besetzt ist. Zwar sind fünf der sechs Reaktoren außer Betrieb und nur einer läuft auf Minimalbetrieb, doch Sorgen bereitet die externe Stromversorgung der Kühlsysteme:
5'16 - Eine Linie und Diesel - 6'42'6
„Es gibt eine Leitung, alle anderen sind beschädigt, es gibt keine Reserve. Wenn diese Leitung beschädigt wird, schalten sich die Notstromgeneratoren ein, sie versorgen die Kühlpumpen für den Brennstoff. Diese Generatoren haben Diesel für zwei Wochen. Das Problem besteht darin, dass es an keinem anderen Ort so viel nukleares Material wie im Kernkraftwerk Saporischschja gibt. Außerdem gibt es ein trockenes Lager für verbrauchten nuklearen Brennstoff, dort stehen mehr als 150 Container. Das meiste Material muss ständig gekühlt werden; doch auch die Dieselaggregate könnten ausfallen, und dann könnten radioaktive Stoffe freigesetzt werden.“
Diese Sorge teilt auch die Internationale Atomenergie-Agentur mit Sitz in Wien. In einer Stellungnahme kritisierte sie diesen Zustand, und verwies darauf, dass es bereits acht Mal in den vergangenen 18 Monaten zu einem Totalausfall der externen Stromversorgung gekommen ist. Die IAEA hat Experten im Kraftwerk stationiert. Immer wieder besucht auch ihr Generaldirektor Rafael Grossi das AKW. Seine Belegschaft liegt nun bei 4.500 Mitarbeitern, wobei Russland 360 nicht mehr ins AKW lässt, weil sie sich weigerten, beim russischen Betreiber einen Vertrag zu unterschreiben. Trotzdem hält die IAEA die Zahl der Mitarbeiter noch für ausreichend:
4'42'9 - Reicht die Zahl der Mitarbeiter - 5'15'6
„Derzeit ist die Zahl der Mitarbeiter kein Problem, aber einfach deshalb, weil das Kraftwerk keinen Strom produziert. Doch es bleiben viele Dinge zu tun, weil es sehr viele Sicherheitsfunktionen gibt. Ein Reaktor arbeitet auf sehr niedrigem Niveau, und das ist mit dieser Belegschaft machbar. Sollte das Kraftwerk je wieder hochgefahren werden, so wäre die Zahl der Mitarbeiter zu gering."
Grossi traf diese Aussage jüngst in Kiew, das er ebenso regelmäßig besucht wie Russland. Dem AKW blieb bisher eine Katastrophe erspart, doch die Bedrohung bleibt, solang der Krieg in und gegen die Ukraine andauern wird.