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AKW Saporischije Gefahr und Medienkrieg

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Berichte Ukraine

Petro Kotin ist Experte für Atomkraftwerke und für Management in staatlichen Betrieben. Seine Ausbildung zum Fachmann für Atomkraftwerke begann 1985 an einem renommierten russischen Institut in Moskau; anschließend arbeitete Kotin im AKW Saporischja, dessen Direktor er im August 2019 wurde; seit Mai des Vorjahres leitet er den ukrainischen Konzern „Energoatom“; in seinem Büro hängt eine große Fotographie des AKW Saporshije mit gelben Tulpen im Vordergrund; im AKW sind derzeit alle sechs Reaktoren de facto stillgelegt; doch der fünfte Reaktor ist im sogenannten heißen Zustand, das heißt, er kann gestartet werden. Mit Sorge spricht Petro Kotin gerade über diesen Reaktor:

8‘32‘3 – 9’12
„Dieser Reaktor befindet sich seit mehr als einem Jahr in diesem Zustand; jedes Aggregat muss jährlich das Service durch eine Reparaturfirma durchlaufen; nach meinen Informationen haben sich bei diesem fünften Aggregat bereits viele Mängel angesammelt, alle Fristen der Vorschriften wurden überschritten; das Service ist mittlerweile überfällig, all das ist auch ein Faktor der technischen Gefahr durch den Betrieb dieses Reaktors.“

Das AKW selbst wurde so gebaut, dass die Reaktorblöcke selbst dem Absturz eines Flugzeuges standhalten könnten; doch das gelte nicht für den gezielten Beschuss durch mehrere Raketen, betont Petro Kotin. Darüber hinaus gebe es noch viele andere Gefahrenquellen; dazu zählt das radioaktive Material, das in großen Mengen auf dem Gelände des Kraftwerks vorhanden sei, sagt Petro Kotin:

15’58:
„Es gibt fast 9.000 Brennelemente, alle Reaktoren sind mit Kernbrennstoff befüllt; hinzu kommen sechs reaktornahe Lagerbecken für abgebrannte Brennelemente, 174 Container sind beladen und abgebrannte Brennelemente stehen im Freien. Beschuss könnte auch dort zur Freisetzung von Radioaktivität führen.“

Und was wissen Sie über die angebliche Verminung des AKW? Petro Kotin:

11’51:
„Wir wissen, dass die Besatzer das Territorium vermint haben, den Umkreis, die Durchgänge und die Militärzonen, die sie eingerichtet haben. Die neuesten Informationen stammen von Geheimdiensten. Auf Satellitenbildern sehen wir, dass auf den Dächern Objekte auftauchen, die dort nicht sein sollten, bei denen es sich möglicherweise auch um Sprengkörper handelt.“

Vor Ort haben Experten der IAEA bisher keinen Zugang zu den Dächern erhalten, um die Objekte überprüfen zu können; und von Kiew aus lassen sich diese Aussagen ebenso wenig überprüfen. Keine Gefahr droht derzeit aber durch die Sprengung des Kachowka-Staudammes Anfang Juni; nach Einschätzungen auch von Petro Kotin, des Generaldirektors von Energoatom; ist ausreichend Kühlwasser vorhanden, zumal die Reaktoren derzeit keinen Strom produzieren.

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