Der Kornspitz aus Kiew
20230113 ORFIII Der Kornspitz aus Kiew Wehrschütz Mod
Im Jahre 1984 schlug die Stunde des Kornspitz, den ein Bäcker aus Oberösterreich erfand. Fast vierzig Jahre später wird der Kornspitz in mehr als 70 Ländern auf der Welt produziert, darunter auch in der Ukraine, und zwar von einer Tochterfirma des oberösterreichischen Herstellers. Wie es dieser Firma in Kriegszeiten geht und wie sich die russischen Angriffe auf die Produktion ausgewirkt haben, darüber berichtet nun unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz:
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine
Kamera: Nenad Dilparic, Schnitt: Mica Vasiljevic
Inserts: Olena Romaschko, Direktorin der Firma „Backaldrin“ in der Ukraine
Gesamtlänge: 2’45
Es waren die ersten Kriegsweihnachten, die die Ukraine seit Ende des Zweiten Weltkrieges vor mehr als 70 Jahren erleben musste. Gefeiert wurden sie im Jänner, denn auch die Ukraine ist ein überwiegend orthodoxes Land. An Festtagen steigt in der Regel der Konsum von Brot und Gebäck, zu Ostern genauso wie zu Weihnachten. Zu den Herstellern von Backmischungen zählt diese Tochter einer Firma aus Oberösterreich, die seit mehr als 15 Jahren in der Ukraine besteht. Zum Sortiment zählen Stollen und natürlich der Kornspitz, der in der Ukraine mit 25 Cent deutlich billiger ist als in Österreich:
7'16'9 - Kornspitz und Strom und Brot – 7‘53‘8 - 8'10'9
"Die Backmischung für den Kornspitz kaufen wir in Österreich; was das Roggenbrot betrifft, so kaufen wir die Germ in Österreich; doch zum Unterschied von Österreich machen wir hier ein Halbfabrikat, weil das deutlich die Vorbereitungszeit für das Brot verkürzt und den technischen Aufwand vereinfacht. Gerade jetzt, wenn oft der Strom fehlt, wo leider viele Menschen ausgereist sind, und Fachkräfte fehlen, erleichtert das deutlich die Herstellung in den Bäckereien und Betrieben."
Dank eines eigenen Generators läuft die Produktion weitgehend stabil, doch die Kosten sind dadurch höher. Teurer wurden auch Transport und Rohstoffe; versucht wird, mehrere Lieferanten zu beschäftigen und längerfristig einzukaufen; trotzdem musste die Firma die Preise für ihre Produkte anheben:
9'20'5 - Krieg und Angebote - 10'08'4
"Immer wenn es eine Krise gibt, oder als der Krieg im Jahre 2014 begann, geht die Produktion des Premiumsortiments zurück. Die Kunden greifen zu mittleren oder niedrigeren Angeboten, das sind einfachere Brotsorten, wie Weißbrot oder Mischbrot; teurere Sorten treten in den Hintergrund."
Krieg und russische Besatzung hinterlassen noch weitere Spuren:
20'49'4 - Rückgang der Produktion - 21'24'4
"Was die Produktion für die Ukraine betrifft, so ist die Erzeugung um 20 Prozent geringer; außerdem haben wir vor dem Krieg Teile unserer Produkte exportiert, und zwar nach Weißrussland, Polen und auch in die Slowakei. Weißrussland ist jetzt als Markt geschlossen, während Polen sehr schwierig ist, weil die Schlangen an der Grenze groß sind, und es Probleme mit dem Transport gibt. Daher exportieren wir nun nicht dorthin. Auch das beeinflusste unsere Produktion um ein Minus von 10 bis 15 Prozent."
Trotz allem glaubt die Direktorin an die Zukunft der Ukraine und des Marktes, und auch die 30 Mitarbeiter haben dem Betrieb in sehr schwerer Zeit die Treue gehalten.