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dnipro und der Krieg

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ORFIII
Berichte Ukraine

Eine zentrale Rolle bei der Verteidigung der Ukraine gegen den russischen Angriff spielt der Landkreis Dnipropetrowsk mit der Hauptstadt Dnipro. Über diesen Landkreis läuft vielfach die Versorgung an alle drei Frontabschnitte; die Spitäler und Militärkrankenhäuser spielen eine wichtige Rolle bei der Versorgung verwundeter Soldaten und auch wirtschaftlich zählt der Landkreis zu den wichtigsten in der Ukraine. Unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz war dieser Tage wieder in der Nähe der Front und auch in Dnipro, wo die Führung des Landkreises ebenfalls eine Territorialverteidigung organisiert hat, die ebenfalls an allen drei Fronten kämpft

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Inserts: Gennadi Korban, Vorsitzender der Territorialverteidigung im Landkreis Dnipropetrowsk

Gesamtlänge: 4’10

Der Krieg in der Ostukraine ist ein Abnützungskrieg, in dem sich die Ukraine dank großer Tapferkeit und massiver westlicher Unterstützungen bisher gut gehalten hat. Doch wegen ihrer massiven Artillerie-Überlegenheit rücken russische Truppen langsam im Donezbecken weiter vor. Neue Stellungen zur Verteidigung werden daher bereits vorbereitet. Sie liegen derzeit noch etwa 70 Kilometer hinter der Front. Eine nicht nur geographisch zentrale Rolle bei der Verteidigung spielt der Landkreis von Dnipropetrowsk; er grenzt an alle drei Frontabschnitte im Süden, im Osten und im Norden.

1‘03‘9 - Militärische Entwicklung und Donbass - 1'57'5

"Die ukrainischen Truppen halten die Positionen im Süden bei Saporischije und im Norden bei Charkiw. Im Donezbecken gibt es einen Vormarsch der Russen, weil sie dort ihre Kräfte konzentriert haben. Doch das Tempo des Vormarsches der russischen Armee ist sehr langsam. und mit sehr großen Verlusten verbunden."

An allen Fronten im Einsatz sind auch Einheiten der Territorialverteidigung. Diese Ausbildung konnte im Raum Odessa gefilmt werden, während andere Landkreise weit restriktiver bei Drehgenehmigungen sind. Dazu zählt Dnipropetrowsk. Wie steht es um die Ausbildung dieser Einheiten?

18'47'1 - TO in Dnipro - 20'24'1

"Unsere Territorialverteidigung ist bereits ziemlich gut ausgestattet; ihre Verteidigungsfähigkeit haben wir ständig verbessert, wobei wir leider vom Staat und vom Verteidigungsministerium nichts bekommen haben. Daher fehlte es an Helmen, Schutzwesten, Medikamenten, Transportmitteln und an ausreichend Lebensmitteln. Uns ist es gelungen, die Territorialverteidigung entsprechend auszustatten. Sie war nie an Straßensperren im Einsatz, sondern wurde sofort auf Truppenübungsplätzen ausgebildet. Daher sind diese Einheiten im Vergleich mit anderen Landkreisen besser organisiert."

Auch die vielen Flüchtlinge waren eine große Herausforderung für den Landkreis von Dnipropetrowsk. Wegen seiner zentralen Lage ist er auch in dieser Hinsicht das zentrale Auffangbecken:

13'28'2 - Auffangbecken für Flüchtlinge - 15'02'6

"Wie liegen heute als Landkreis an der Spitze bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Derzeit befinden sich bei uns etwa 300.000 Binnenflüchtlinge, davon offiziell 120.000 in der Stadt Dnipro, in Krivij Rih sind es etwa 45.000. Die grundlegende Belastung liegt bei den Städten. Wir schätzen aber, dass sich bis zu 30 Prozent der Flüchtlinge nicht registriert haben; dazu zählen Männer, die damit der Einberufung zur Armee entgehen wollen, aber auch Personen, die nicht auf Sozialhilfe angewiesen sind. Alles in allem schätzen wir, dass im Landkreis etwa 400.000 Binnenflüchtlinge leben, das sind etwa zehn Prozent der Einwohner. Zum Vergleich. Am Höhepunkt der Flucht verzeichnete der Landkreis von Lemberg 200.000 Flüchtlinge. Dort sind jetzt noch 80.000, bei uns aber 400.000 - damit Sie den Unterschied verstehen, der nun herrscht."

Ohne Frieden werden diese Flüchtlinge kaum zurückkehren können.

Sehen sie Chancen für Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau?

3'10'2 - Abnützungskrieg - 4'21'4

"Derzeit ist es sehr schwer darüber zu sprechen, ob Verhandlungen überhaupt möglich sind, weil die Positionen von Russland und der Ukraine völlig unterschiedlich sind. Auf jeden Fall gilt, dass je größer die russischen Verluste insgesamt sind, von militärischen über menschliche Verluste bis hin zu den Folgen der Sanktionen, umso geringer sind die Chancen Russlands, seine Ziele in der Ukraine zu erreichen, und umso größer sind die Chancen der Ukraine."

Eine Entscheidung am Schlachtfeld ist derzeit nicht in Sicht; und auch wirtschaftlich hat sich die Ukraine bisher besser gehalten als befürchtet. Ein großes Problem ist weiter die Landwirtschaft. Die neue Ernte hat bereits begonnen, doch noch immer sind die Häfen durch Russland blockiert und Exporte im kleineren Umfang nur am Landweg möglich.

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