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Wirtschaft und Krieg in der Ukraine

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Berichte Ukraine

Der Krieg in der Ukraine hat zwangsläufig auch eine wirtschaftliche Dimension, und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht; einerseits zerstört Russland systematisch die Infrastruktur; dazu zählen auch Hafenanlagen und Getreidesilos; zweitens stehlen die russischen Besatzer ukrainisches Getreide und drittens blockieren sie die ukrainischen Häfen, über die mehr als 90 Prozent der Ausfuhren landwirtschaftlicher Erzeugnisse bisher erfolgten. Trotz alledem ist die Wirtschaft bisher nicht zusammengebrochen. Unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz ist der Frage nachgegangen, wie es Firmen in anderen Sektoren geht und welche makroökonomische Perspektive die Ukraine hat:

Die russische Großoffensive gegen die Ukraine, die am 24. Februar begonnen hat, stellte alle Firmen im Land vor große Herausforderungen. Dazu zählt einer der großen Hersteller von Etiketten, ein Investor aus Österreich, der in der Stadt Dnipro 130 Mitarbeiter beschäftigt. Der Betrieb stoppte die Produktion am Tag des Angriffs, führte eine Bestandsaufnahme auch unter den Kunden durch, produziert aber seit 1. März wieder. Änderungen gab es allerdings bei den Kunden und ihren Bestellungen, erläutert die Eigentümervertreter Michael Wareka:

Michael Wareka Skype2

2'40'8- Geänderte Auftragsstruktur - 3'37'6

"Es sind im Wesentlichen Systemerhalter ... die aktuelle nicht produzieren können."

Natürlich zählen die Treibstoffknappheit, die langen Wartezeiten an den Grenzen sowie die Blockade der Häfen zu den Herausforderungen. Der Betrieb hat 130 Mitarbeiter; vier wurden eingezogen, einer ist gefallen. Der 41-Mann hinterlässt eine Familie; der Betrieb leistete ebenfalls Soforthilfe. Dieser Etiketten-Hersteller ist kein Einzelfall; diese Tatsache bestätigt auch der Generaldirektor der Privatbank, der größten ukrainischen Bank; sie leitet der Vorarlberger Gerhard Bösch:

Bösch

13'27'6 - Wirtschaft will arbeiten - 13'46'9 - 14'08'5

"20 Prozent sind zurzeit ... noch sehr viel da ... und im buchstäblichen Sinne ebenso."

Die Bank hat die Gebühren für Transaktion massiv reduziert; außerdem wurde die Zahlung von Zinsen für Kredite bis Ende Mai ausgesetzt; nun wird mit vielen Betrieben über eine Restrukturierung der Kredite verhandelt. Die größte Herausforderung für die Ukraine bleibt jedoch die Finanzierung des laufenden Defizits, das der ukrainische Finanzminister auf fünf Milliarden Dollar pro Monat beziffert. Hinzu kommen Prognosen der Weltbank, wonach die Inflation heuer 20 Prozent erreichen und die gesamte Wirtschaftsleistung um 40 Prozent einbrechen dürfte. Die Ukraine braucht daher massive westliche Finanzhilfe, wobei ihre Dauer eben massiv von der Dauer des Krieges abhängt, die derzeit niemand abeschätzen kann.

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