Die Ukraine Katholische Ostern im Krieg

Die Ukraine ist ein überwiegend orthodoxes Land; doch es gibt abgesehen von den mit Rum verbundenen Katholiken des östlichen Ritus auch eine kleine katholische Gemeinde im Land. Eine dieser Gemeinden besteht in der Stadt Dnipro im Herzen der Ukraine, gelegen am gleichnamigen Fluss. Diese Stadt ist derzeit Dreh- und Angelpunkt für Flüchtlinge aus allen Himmelsrichtungen der Ukraine, denn an drei Abschnitten, dem Nordosten, dem Norden und im Süden wird gekämpft. So gut es geht hilft den Flüchtlingen auch die kleine Katholische Gemeinde; mit ihr hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz am Sonntag Ostern gefeiert und den folgenden Beitrag für uns gestaltet:

Etwa 200 Katholiken zählt die eine Million Einwohner zählende Stadt Dnipro. Mehr als 100 versammelten sich am Ostersonntag in der dem Heiligen Josef geweihten Kirche im Stadtzentrum. Die Mehrheit der Anwesenden waren Frauen, doch es waren auch Familien mit kleineren Kindern und einige Soldaten in Uniform gekommen. Geleitet wird die Pfarre vom polnischen Franziskaner Pater Marek, der bereits seit sechs Jahren in Dnipro wirkt. Seine Predigt begann Marek mit dem traditionellen Ostergruß „“Christus ist erstanden“, worauf die Gläubigen antworteten „In Wahrheit ist er erstanden.“:

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine war zwangsläufig ein Thema in der Predigt:

3'35'7 - Krieg und Ostern - 4'17'6

"In dieser Zeit des Krieges, einer Zeit der sehr schwerwiegenden Ereignisse, können wir den Eindruck haben, dass - angesichts all dieser Gräuel - das Böse stärker ist als das Gute. Doch heute strahlt Christus, heute strahlt das Licht Christi, das die Sünde und die Dunkelheit besiegt, und uns zu einem neuen Leben führt."

Der Krieg und das Leiden, das er mit sich bringt, sind auch in der österlichen Gestaltung der Kirche sichtbar, und zwar in beiden kleinen Seitenschiffen, in denen Poster an der Wand hängen. Eines zeit drei Holzkreuze mit brennendem Hintergrund, davor liegen Paletten, die auch bei Barrikaden zum Einsatz kommen. Darüber hinaus beeinflusst der Krieg auch das Leben vieler Gläubiger, die sich zum Ostergottesdienst versammelt haben. Dazu zählt Julia, die auch einen Korb mit Speisen zur anschließenden Fleischweihe mitgebracht hat. Das schön bestickte Tuch darüber war der Anlass, dass ich mit ihr ins Gespräch kam. Zur besonderen Bedeutung von Ostern in der Zeit des Krieges sagt Julia:

58'5 - Ostern im Krieg - 1'21'3

"Eine sehr große Bedeutung. Ich arbeite in einem Krankenhaus; daher helfe ich sehr intensiv Kindern und Erwachsenen, die aus den Kriegsgebieten kommen; wir tun alles, damit die Kinder glücklich sind, damit sie lächeln wie wir an diesem heutigen Ostersonntag."

Sind auch mehr Verwundungen zu behandeln, frage ich bei Julia nach:

1'38'1 - Mehr Kinder - 1'461

"Es kommen jetzt mehr verletzte Kinder mit ihren Eltern; wir behandeln sie hier, und dann schicken wir sie weiter nach Polen und Deutschland."

Doch es kommen auch immer mehr Flüchtlinge vor allem aus dem Osten nach Dnipro; einer ihrer Anlaufstellen ist die Katholische Kirche; als ich sie Anfang April zum ersten Mal besuchte, war die Menschenschlange vielleicht 30 Meter lang; nicht einmal einen Monat später war die Schlange drei Mal so lange. Schwierig ist aber nicht nur die Lage der Flüchtlinge, erläutert Pater Marek:

4'05'7 - Soziale Lage - 4'42

"Die Lage ist sehr schwierig; die Geldreserven gehen zur Neige, viele Menschen sind arbeitslos, viele leiden, doch es helfen auch viele. Denn wir haben hier viele Flüchtlinge, deren Lage noch schwieriger ist. Viele von ihnen sind nur mit dem gekommen, was sie am Leibe tragen. Ihnen wollen wir vor allem helfen, doch wir helfen auch den Bewohnern von Dnipro, von denen viele Flüchtlinge aufnehmen. Auf jeden Fall ist auch für uns jede Hilfslieferung sehr notwendig."

An diesen Bedarf und das Elend der Flüchtlinge erinnerte Marek auch beim Gottesdienst. Der Gottesdienst war sehr feierlich, und die friedliche Atmosphäre in der Kirche bot Ablenkung von einem Alltag, der durch Ungewissheit und Unsicherheit in der Ukraine geprägt ist.