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Reportage aus Charkiw

Fernsehen
ZiB1
Berichte Ukraine

Bei der russischen Offensive in der Ostukraine spielt auch die nur 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt gelegene Stadt Charkiw eine nicht unwesentliche Rolle. Denn von dieser Stadt aus versuchen die ukrainischen Streitkräfte Gegenstöße in die Flanken der russischen Angreifer. Andererseits versuchen die Russen die Ukrainer in der Stadt zu binden. Immer wieder sind im ganzen Stadtgebiet Artillerieduelle zu hören; dem Krieg zum Opfer gefallen sind in den vergangenen Wochen bereits mehr als 50 Zivilisten. Hunderttausende haben die Stadt bereits seit Kriegsbeginn verlassen

Berichtsinsert. Christian Wehrschütz aus Charkiw

Insert1: Lena, Eigentümerin einer zerstörten Wohnung in Charkiw

Insert2: Svetlana Gorbunowa-Ruban, stellvertretende Bürgermeisterin von Charkiw

Gesamtlänge: 1’41

Vom Krieg gezeichnet ist das Zentrum Charkiw, einer Stadt, in der bis heute die große Mehrheit der Bevölkerung russisch spricht. Der von Vladimir Putin vom Zaun gebrochene Krieg stößt hier auf besondere Erbitterung. Doch hinter den Ruinen stehen viele menschliche Tragödien; eine enthüllt uns Lena, die in einem Bezirk wohnt, der vom Krieg besonders stark betroffen ist. Lena ist bei einer Nachbarin untergekommen. Besonders trauert sie um ihre Nähmaschine:

Lena 26'3 - Nähmaschine - 46'3

"Meine Nähmaschine - irgendwie muss ich sie abwaschen, aber wie, ich weiß es nicht.

Doch in meinen Erinnerungen bin ich von nichts und niemandem abhängig."

Vor dem Krieg zählte Charkiw 1,5 Millionen Einwohner; derzeit dürften noch 500.000 in der Stadt sein, schätzt die für soziale Fragen zuständige Vizebürgermeisterin. Hinter dem Klimt-Einband steckt das Sorgenbuch der Bewohner, die sich bei ihr melden:

1'17'8 - Sorgenbuch und Lage - 2'49'9

"Leider haben wir eine alternde Gesellschaft; daher hatten wir schon vor dem Krieg mehr als 30.000 alleinlebende alte Menschen. Hinzu kamen nun noch viele alte Menschen, die nicht evakuiert werden konnten oder nicht wegwollten.“

Dageblieben sind auch die Idealisten. So versorgen diese freiwilligen Helfer Soldaten an der Front und in den Stellungen täglich mit warmen Malzeiten. Der Kampfes- und Sieges-Wille ist hier offenbar ungebrochen:

„Russischer Soldat – Verpiss Dich nach Hause, solange Du noch lebst!“

Eine Erfüllung dieses Wunsches ist weder in Charkiw noch in der Ukraine in Sicht.

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