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Windeln in der Ukraine und der Hersteller in Nöten

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Berichte Ukraine

In die hunderten Milliarden Euro gehen die Schätzungen der Schäden, die Russland durch seinen Krieg in der Ukraine verursacht hat. Klar ist daher, dass nach dem Krieg das Land massive finanzielle Hilfe auch für den Wiederaufbau brauchen wird, jedenfalls in den Territorien, die dann nicht mehr von Russland kontrolliert werden. Doch unter den Kriegsfolgen leiden bereits jetzt viele ukrainische Betriebe, die an sich gut geführt, wichtig für die Bevölkerung und lebensfähig sind. In der Stadt Dnipro hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz einen derartigen Unternehmer getroffen; hier sein Bericht:

Die große internationale Hilfsbereitschaft zeigt sich überall in der Ukraine. Aus den Nachbarländern, aber auch aus Deutschland und Österreich, werden viele Hilfsgüter geliefert, von der Kleidung bis hin zu Hygieneartikeln und Windeln. Doch Windeln werden nach wie vor in der Ukraine hergestellt, und zwar von der Gruppe „Biosphäre“, die in der Stadt Dnipro ihren Sitz hat; Dnipro und die Firma blieben bisher vom Krieg weitgehend verschont, trotzdem sind die indirekten Folgen massiv, erzählt der Firmengründer und Eigentümer von „Biosphäre“, Andrej Zdesenko:

8'05'6 - Kriegsfolgen - 9'01'4

"Unser Umsatz hat sich halbiert; bei machen Produkten können wir überhaupt nur mehr 30 Prozent ausliefern, weil sie derzeit nicht gebraucht werden. Andererseits ist die Nachfrage etwa bei Windeln sehr hoch; allerdings können wir unsere Produkte nicht in belagerte, umkämpfte und besetzte Städte liefern. Darunter leiden wir, doch wir konzentrieren uns eben auf andere Gebiete, um unsere Kunden zu versorgen."

Zdesenko begann vor 25 Jahren als Importeur von Hygieneartikeln für den Haushalt, begann aber dann selbst zu produzieren; zur Produktpallette zählen Müllsäcke, Reinigungstücher und Reinigungsschwämme für die Küche aber eben auch Windeln. Die aktuellen Herausforderungen schildert Zdesenko so:

9'11'6 - 15 Millionen Windeln produzieren - 10'17'7

"Wir haben die Kapazität, pro Monat 15 Millionen Windeln zu erzeugen; doch derzeit fehlen uns die Rohstoffe, weil wir nicht mit diesem Krieg gerechnet haben. Nun versuchen wir, alle Rohstoffe aus vielen Ländern mit dem LkW zu importieren, weil man für die Herstellung einer Windel 14 verschiedene Stoffe braucht. Viele Firmen sind uns jetzt beim Preis entgegengekommen, doch zunächst hatten wir bürokratische Probleme, um auch bezahlen zu können. Doch nun erwarten wir die Zulieferung in zwei Wochen."

Zdesenko beschäftigte vor Kriegsbeginn 2400 Mitarbeiter in der Ukraine; außerdem bestand ein gut organisiertes Netz für die Distribution sowie für die Lieferungen von Ersatzteilen auch durch österreichische Firmen. Dieses Netzwerk leide ebenso unter den Folgen des Krieges, betont Andrej Zdesenko:

17'20'4 - Break of Cashflow - 18'41

"Das Problem ist der Zusammenbruch des Cash flows, weil viele unserer Kunden uns nicht bezahlen können. Doch wir müssen Löhne und Steuern zahlen, und wir brauchen auch Ersatzteile. Daher bitte ich die Hersteller der Maschinen, bitte liefern sie uns die Ersatzteile für einen Sonderpreis, damit wir produzieren können. Die Teile brauchen wir auch für den Fall, dass wir beschossen werden und dann reparieren müssen. Auch die Banken sollten uns unterstützen."

Klar ist, dass die Ukraine nach dem Krieg eine Art Marshall-Plan für den Wiederaufbau brauchen wird; doch lebensfähige Betriebe brauchen bereits jetzt internationale Hilfe, um die Krise überbrücken zu können, die der Krieg mit sich bringt.

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