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Interview mit Julia Timoschenko in Kiew

Fernsehen
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Berichte Ukraine

Aus Kiew geflohen sind seit Kriegsbeginn nicht nur viele Bürger, sondern auch viele Politiker. Weiter in der Stadt sind aber die politische Führung unter Präsident Volodimir Selenskij, aber auch ein politisches Urgestein – die frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko. Die Vorsitzende der Vaterlandspartei wurde im Westen durch ihren Haarkranz, durch die Orangene Revolution des Jahres 2004 sowie durch ihre Haft unter Präsident Viktor Janukovic bekannt, die einem umstrittenen Prozess folgte. In Kiew getroffen hat die ehemalige Ministerpräsidentin unser Korrespondent Christian Wehrschütz:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kiew

Inserts: Julia Timoschenko, ehemalige Ministerpräsidentin der Ukraine

Gesamtlänge: 3‘10

Im Innenhof der Zentrale der „Vaterlandspartei“ in Kiew herrscht rege Betriebsamkeit. Mitarbeiter be- und entladen humanitäre Hilfe, die sich beim Eingang in das Hauptgebäude stapeln; dazu zählen Decken, Kleidung und unzählige Kartons mit Hilfsgütern; sie stehen auch beim Aufgang zum Büro von Julia Timoschenko, und werden an Bedürftige verteilt. Doch wie versucht sie politisch der Ukraine zu helfen?

„Ich habe herzliche und freundschaftliche Beziehungen zu vielen Politikern in der Welt, zu ehemaligen Regierungschefs, und ich tue alles, um sie und durch sie die Regierungschefs und Präsidenten davon zu überzeugen, dass die Ukraine jetzt eine umfassende militärische Unterstützung braucht.“

Zu den größten militärischen Nachteilen der Ukraine zählt die russische Luftüberlegenheit. Timoschenkos zentrale Forderung ist daher eine Flugverbotszone, die eine Koalition der Willigen über dem ukrainischen Luftraum errichten soll:

 

1’00 - 3.08: (25)

Ich möchte, dass alle wissen – der geschlossene Himmel ist gleichbedeutend mit dem Sieg, und der geschlossene Himmel ist gleichbedeutend mit dem Schutz der Ukrainer; Kinder wollen nicht sterben, unsere Familien wollen nicht sterben, und der geschlossene Himmel bedeutet das Leben der Ukraine und unserer Familien.“

Aber der Westen fürchtet, in einen Krieg mit Russland hineingezogen zu werden, sollte er den Luftraum sperren?

14.07-17.55 (65)

„Angst ist Putins Waffe; sie beginnt zu wirken, wenn die wichtigsten Führer der Welt anfangen, unangemessene Angst zu haben. Ich möchte sagen, dass die Führer der NATO keine Angst haben dürfen, wenn es darum geht, dem absoluten Bösen entgegenzuwirken.

Befürchtet wird, dass die Länder, die an einer Flugverbotszone beteiligt sind, zunächst Schläge auf ihrem Territorium erhalten. Doch schauen Sie sich den Zustand der Armee genau an, die gegen uns kämpft: zwar gibt es Spezialeinheiten, doch die Masse der Soldaten ist demoralisiert und weiß nicht, wofür sie kämpft.“

Wie beurteilen Sie die Chancen einer Verhandlungslösung?


10.30 –13.20 (50) 

„Ich bin an den historischen Grundsatz gewöhnt, dass, wenn die Diplomatie funktioniert, dann die Waffen schweigen; doch wie soll die Diplomatie funktionieren, wenn die Waffen nicht schweigen, und wenn Verhandlungen geführt werden, und unsere Kinder, die durch humanitäre Korridore gehen, aus nächster Nähe erschossen werden; wenn unsere Städte und Flughäfen sowie Krankenhäuser bombardiert werden; ich glaube nicht an solche Verhandlungen.

Ich glaube, dass verhandelt wird, damit sich das russische Militär neuformieren kann. Die Russen haben nicht damit gerechnet, dass die Ukrainer einen derartigen Widerstand leisten werden, und brauchen daher jetzt Zeit.“

Bleibt nur zu hoffen, dass doch ein Ende des Krieges erreicht werden kann, um weitere Zerstörungen und Blutvergießen zu verhindern.

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