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Reportage aus der Ostukraine

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Berichte Ukraine

Der Ort „Druschba“ liegt einige Kilometer von der Stadt Kramatorsk entfernt im Kreis Donezk. Druschba - zu deutsch Freundschaft – beherbergt freundliche Bewohner, macht aber alles andere als einen freundlichen Eindruck. Viele Häuser sind nur mehr Ruinen, die Straßen sind mit Löchern übersät und kaum asphaltiert. Hinzu kommt, dass der Ort auf ukrainischer Seite keine fünf Kilometer von der Front entfernt liegt. Artilleriebeschuss ist gelegentlich zu hören; ihn kommentiert die 63-jährige Valentina so:

Valentina 5'01'6 - Beschuss - 5'12'8

"Bis jetzt war es ruhig, erst jetzt haben sie wieder begonnen; aber wir verstehen nicht, wer wohin schießt."

Valentina lerne ich kennen, weil ihr die ukrainische Caritas 1500 Kilo Kohle liefert, um in der kalten Jahreszeit wärmer über die Runden zu kommen. Valentina lebt mit ihrer 85-jährigen Mutter in einer ärmlichen Hütte. Etwa 1000 Bewohner zählt die Ortschaft noch, in der es eine Schule, ein kleines Lebensmittelgeschäft aber keine Apotheke gibt. In sowjetischer Zeit bestand in Druschba eine Sowchose, vor der nichts mehr zurückgeblieben ist. Den Niedergang und die Lage schildern Mutter Tonja und ihre Tochter Valentina so:

Mutter Tonja

4'25'4 - Sowchose - 4'37'2

"100 Maschinen wie Traktoren haben sie zerschnitte und zum Alteisen gegeben; das war schnelles Geld."

Valentina 1'22'9 - Lage im Dorf - 1'31'5

"Es gibt keine Arbeit, die Jungen sind weggezogen, die Alten blieben zurück."

Insgesamt 30 Haushalte belieferte die ukrainische Caritas in diesem Dorf mit Kohle. Zu den Begünstigten zählte auch das Ehepaar Tatjana und Alexander sowie die Nachbarin Ljuba-Michajowna. Ihr Haus macht einen besseren, gepflegteren Eindruck, doch die Bewohner sind auch noch jünger und rüstiger. Ihr Leben schildern sie so:

 

Tatjana, Alexander, Ljuba-Michajlowna

16'25 - Kein Wasser und kein Gas - 16'57'8

"Im Vorjahr hatten wir kein Wasser, da mussten wir Schnee schmelzen. Gas haben wir keines; das ist zu teuer. Meine Pension beträgt nur 60 Euro. Holz kann ich schneiden gehen."

Druschba ist kein Einzelfall an der 450 Kilometer langen Frontlinie in der Ostukraine. Beide Seiten sind durch Niedergang geprägt; andererseits gibt es auch in der Ostukraine soziale und wirtschaftliche Lichtblicke, wobei vielfach auch Kleinkredite große Wirkung entfalten. Denn die Ukrainer dieser Region sind in der Lage, aus wenig viel zu machen, und das hilft auch in diesen schweren, unsicheren Zeiten beim Überleben.

 

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