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Reportage aus Donezk

Fernsehen
ZiB2
Berichte Ukraine

Kriegsgefahr, Spannung, Truppenaufmarsch, Gipfeltreffen oder die Videokonferenz nun zwischen den Präsidenten der USA und Russland, Jo Biden und Vladimir Putin – all das wirkt so schon abstrakt und steril. Doch Krieg hat massive Folgen für das Leben der betroffenen Menschen gerade auch in der Ostukraine, die darunter leiden, dass eine echte Friedensbereitschaft zwischen den Konfliktparteien nicht besteht. Seit Jahren tobt nun ein schmutziger Stellungskrieg; hinzu kommt die Pandemie, die das Leiden der Bevölkerung noch verschärft hat; denn die Machthaber in Donezk und Lugansk haben unter Hinweis auf COVID die Waffenstillstandslinie weitgehend geschlossen; was das für Folgen für Familien hatte und hat, das hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz am Beispiel einer Familie in Donezk aufgezeigt:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Insert1: Anastasija (14) und ihre Oma Natalja (60)

Insert2: Oma Natalja

Insert3: Oma Natalja

Gesamtlänge: 2’46

Der erste Schnee verleiht Donezk eine vorweihnachtliche und friedliche Atmosphäre. Der Schnee deckt auch viele tragische Schicksale zu, die in dieser Stadt im siebenten Kriegswinter anzutreffen sind. Dazu zählt diese Familie, die zwei sechsjährige Kinder sowie die 14-jährige Anastasia und Oma Natalja bilden. Die zwei Kleinkinder wurden in Donezk geboren und stammen aus der zweiten Ehe des Vaters. Anastasia stammt aus erster Ehe und lebte bis zum Sommer des Vorjahres bei ihrer Oma Natalja auf ukrainisch-kontrolliertem Territorium. Doch dann starb der 37-jährige Vater an Corona, und niemand war da, der sich um die Kleinen kümmern wollte. Daher wollten die zwei nach Donezk, doch die Kontrollposten waren wegen Corona geschlossen:

Anastasia

"Beim Checkpoint gibt es ein Zelt des Ministeriums für Katastrophenschutz; in den ersten zwei Tagen durfte nur ich dort übernachten, weil ich ein Kind bin. Dann hat man es auch meiner Oma erlaubt, damit ich nicht allein bin."

Oma Natalja

„Da waren etwa 10 Personen; wir konnten es uns nicht leisten, täglich hin und her zu fahren; dazu reichte das Geld nicht."

Das Warten schien kein Ende zu nehmen.

Oma Natalja

"Einen Monat lebten wir beim Kontrollposten und warteten jeden Tag, ob man uns einreisen lässt. Schließlich verlangte man von uns trotz aller Dokumente sogar einen DNS-Test, um das Verwandtschaftsverhältnis zu beweisen."

Schließlich gelang die Einreise; die Oma fand diese Wohnung, die aber renoviert werden musste. Probleme hatte das ältere Mädchen aber zunächst beim Schulwechsel, weil es in Donezk keinen Unterricht in ukrainischer Sprache mehr gibt und nur mehr auf Russisch unterrichtet wird.

Mit der Beihilfe für die drei Kinder und Omas ukrainischer Pension liegt das Monatsbudget bei umgerechnet 750 Euro; das ist für lokale Verhältnisse viel. Die Miete beträgt 50 Euro; doch Natalja ist seit einem Unfall gehbehindert und der Bub hat Sprachstörungen:

Oma Natalja

"Im Grunde bleibt uns am Ende des Monats nichts übrig. Die Kinder besuche Kurs für ihre Entwicklung, doch wir müssen immer fahren, weil ich nicht zu Fuß gehen kann; darin liegt das Problem.

Vorweihnachtliche Gaben bringt die Mitarbeiterin einer lokalen Hilfsorganisation. 30 Euro kosteten die Geschenke, die ein privater Spender aufgebracht hat. Das ist viel Geld für diese Familie, die von einem Krieg betroffen ist, den erste die jüngsten Spannungen Europa wieder in Erinnerung gerufen haben.

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