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eine NGO im Einsatz gegen Corona

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Berichte Ukraine

Die Ukraine bricht in den vergangenen Tagen immer wieder traurige Rekorde was die Zahl an Corona-Neuinfektionen betrifft. So wurden am 2. April fast 20.000 neue Fälle registriert; dazu zählen auch mehr als 800 Kinder und fast 500 Mitarbeiter in Krankenhäusern. Fast 34.000 Corona-Tote verzeichnet bisher die Ukraine, wobei es auch in diesem Land massive Zweifel gibt, wie korrekt die Statistiken sind. Katastrophale ist die Lage in vielen Krankenhäusern etwa bei der Ausstattung mit Beatmungsgeräten. Daher haben in der Ukraine drei Nicht-Regierungsorganisationen zur Selbsthilfe gegriffen und beschaffen sogenannte Sauerstoff-Konzentratoren für COVID-Patienten. Eine dieser Organisatoren hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz in Kiew besucht; hier sein Bericht:

Es ist ein kreatives Chaos, das in den Kellerräumen der Organisation „Cvoi“ herrscht. Im zentralen Raum sitzen drei Frauen vor ihren Laptops und telefonieren mit Ukrainern, die für ihre Angehörigen Sauerstoff-Konzentratoren benötigen, und daher die Organisation um Hilfe bitten. Ihre Gründerin, Lesa Litwinowa stillt gerade ihre sechsjährige Tochter, während wir den Raum betreten und gibt Ratschläge im Kampf gegen das Corona-Virus. Im zweiten großen Raum stehen die Konzentratoren, die verpackt und verschickt werden. Diese Geräte konzentrieren aus der Luft Sauerstoff, der zur Beatmung von Erkrankten zu Hause verwendet werden kann. 800 Stück hat die Organisation „Svoi“ durch Spenden zusammengebracht; ein Stück kostet umgerechnet zwischen 800 und 1.200 Euro. Svoi entstand ursprünglich als Hilfsorganisation für Vertriebene aus den Kriegsgebieten der Ostukraine; seit mehr als einen Jahr ist die Gruppe mit ihren vier Frauen nun im Corona-Einsatz; warum, erläutert Irina Koschkina, die amtsführende Direktorin von Svoi, so:  

 

"Ab Mai wurde klar, dass der Staat sich nicht anschickt, irgendetwas gegen Corona zu tun, denn man baute Straßen mit dem Geld des COVID-Fonds, statt Sauerstoff für die Krankenhäuser zu kaufen und so weiter. Demensprechend begannen wir, konkreten Patienten zu helfen. So haben wir bereits 1.500 Patienten bei der Beatmung unterstützt. Dazu zählen auch Patienten, die bettlägerig und sehr alt und beispielsweise dement sind, die ständig Pflege brauchen. Das sind Patienten, für die es in Spitälern überhaupt keine Voraussetzungen gibt, und für die eine Einlieferung ins Krankenhaus einem Todesurteil gleichkäme."

Beschafft werden die Geräte in Zusammenarbeit mit einer privaten Firma, die die Saustoff-Konzentratoren aus China importiert. Und wie werden die Personen ausgewählt, die diese Geräte erhalten? Dazu sagt Irina Kokoschkina:

 

"Die Menschen wenden sich an uns mit der Bitte um Konzentratoren; dazu müssen sie uns die medizinischen Dokumente schicken, die diesen Bedarf bestätigen; dazu zählt auch die Angabe über die Sauerstoffkonzentration im Blut. damit wir den richtigen Apparat schicken können. Wird er nicht mehr gebraucht, schickt ihn der Patient zurück, dann wird der Apparat von uns gereinigt und servisiert und dann bekommt ihn der nächste Patient."

Die Lage vieler Corona-Infizierten beschreibt Irina Kokoschkina so:

"Die Menschen können nicht zeitgerecht ins Krankenhaus eingeliefert werden; zweitens: Personen werden zu früh aus dem Spital entlassen, obwohl sie noch nicht selbständig atmen können; So wurde etwa an einem Abend ein Patient aus dem Spital entlassen, weil sein COVID-Test negativ war. Er ist zu Hause, hat aber nur eine Sauerstoffsättigung im Blut von 64 Prozent; das ist bereits ein Fall für künstliche Beatmung. Beatmet wurde er mit einem Beatmungsbeutel mit Maske, der pro Minute etwa 12 Mal mit der Hand gedrückt werden muss. Damit musste ein Tag überbrückt werden, bis der Patient wieder ins Spital gebracht werden konnte. Drittens verlangen sehr viele Spitäler, dass die Patienten ihre Medikamente selbst kaufen."

An der Tatsache, dass die Ukraine im Kampf gegen das Virus bisher versagt hat, besteht somit kaum ein Zweifel.

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