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Rotes Kreuz will Bukowina helfen

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Berichte Ukraine

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte die Bukowina mit der Hauptstadt Tschernowitz zu Österreich. Nach einer wechselvollen Geschichte ist das Gebiet heute der kleinste Kreis der Ukraine. 2008 wurde das Gebiet von einer Jahrhundertflut heimgesucht, 40.000 Haushalte standen unter Wasser. Hinzu kommt die enorme Arbeitsmigration nach Rumänien und in die EU, die dazu führt, dass viele alte Menschen auf Betreuung angewiesen sind. Beim Aufbau entsprechender Kapazitäten will nun das österreichische Rote Kreuz dem Roten Kreuz in Kreis Tschernowitz helfen. Dazu zählt die Schulung von Freiwilligen für die Altenbetreuung und den Katastrophenschutz. Unterstützt wurde bereits ein Krankenhaus in Kiew, dem Spitalsbetten geliefert wurden. Eine Delegation des Roten Kreuzes war diese Woche in Tschernowitz, um sich vor Ort ein Bild vom Bedarf zu machen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Insert1: Anna Serhejtschuk, Schwiegertochter

Insert2: Natalja Michajlowna (62), Bewohnerin des Pflegeheims

Insert3: Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes in Niederösterreich

 

Insert4 Martina Schloffer, Rotes Kreuz Österreich

Gesamtlänge: 3’03

Tschernowitz war der östliche Außenposten der Monarchie; die Gebäude erinnern an diese Zeit, als die Stadt noch den Spitznamen „Klein Wien“ trug. Doch bisher wurde der einstige Charme nicht wiederbelebt; der Tourismus ist keine bedeutende Einnahmequelle, anders als das Geld der vielen Bewohner, die im Ausland arbeiten. Zurück bleiben die Alten, um die sich auch das lokale Rote Kreuz kümmert. Dazu zählen Lebensmittelpakete, die diese Helferinnen brachten, die am Beginn ihrer Ausbildung stehen. Sie sind 15 Jahre alt, die Frau zählt 104 Jahre; um sie kümmern sich die wenigen Angehörigen, die sie noch hat.

"Ich füttere und wasche sie, wasche ihre Sachen; drei bis vier Stunden bin ich hier; am Abend kommt dann noch der Enkel vorbei nach der Arbeit."

Im Ort Berehomet, 50 Kilometer südwestlich von Tschernowitz, betreibt das Rote Kreuz auch ein Pflegeheim mit 30 Patienten im Alter zwischen 60 und 90 Jahren. Durch die Gesundheitsreform wurden die Mittel gekürzt und das Personal reduziert, obwohl der Bedarf an Plätzen doppelt so groß ist. Die meisten Bewohner beziehen nur eine Pension von umgerechnet 100 bis 150 Euro im Monat. Im Heim werden sie medizinisch versorgt und verpflegt. Viele haben keine Angehörigen mehr:

„Mein Mann ist gestorben; Kinder hatten wir nicht. Ich bin allein.“

Dieses Heim besuchte auch die Delegation des Roten Kreuzes aus Österreich. Geplant ist, die Gesundheits- und Sozialdienste des lokalen Roten Kreuzes zu stärken; auch den Bewohnern des Heims soll geholfen werden:

"Wir werden auf Grund dieser Ist-Analyse jetzt schauen, wo wir als österreichisches Rotes Kreuz und primär als Landesverband NÖ unterstützen können, um den Menschen zu helfen."

Weitere Schwerpunkte der Hilfe sollen Ausbildung und Übungen für den Katastrophenschutz sowie die Schulung von freiwilligen Helfern in der Altenbetreuung sein. Besonders wichtig sind ständiges Training und die praktische Anwendung:

 

"Das Wichtige ist, dass die Leute immer wieder mit dem RK zusammenarbeiten. immer wieder Trainings haben, und Aktivitäten haben, wo sie das Gelernte wiederholen und anwenden können. Für die Katastrophe kann man das fast nur mit Übungen machen, in der Ersten Hilfe ist es auch gut, zum Beispiel immer wieder im Rettungsdienst im Einsatz zu sein."

Doch nicht nur technische Hilfe braucht das lokale Rote Kreuz; als Wohltätigkeitsorganisation darf es für Kurse keine Beiträge verlangen; die Zentrale in Tschernowitz ist baulich in schlechtem Zustand. Geld ist knapp, auch für die Altenbetreuung.

In Tschernowitz wurde bereits vor Jahren das Denkmal für Kaiser Franz Josef wieder aufgestellt. Doch damit die damals guten Zeiten wiederkehren, wird noch viel Aufbauarbeit geleistet werden müssen – nicht nur beim Roten Kreuz.

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