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Rotes Kreuz will Bukowina helfen

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Berichte Ukraine

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte die Bukowina mit der Hauptstadt Tschernowitz zu Österreich. Nach einer wechselvollen Geschichte ist das Gebiet heute der kleinste Kreis der Ukraine. 2008 wurde das Gebiet von einer Jahrhundertflut heimgesucht, 40.000 Haushalte standen unter Wasser. Hinzu kommt die enorme Arbeitsmigration nach Rumänien und in die EU, die dazu führt, dass viele alte Menschen auf Betreuung angewiesen sind. Beim Aufbau entsprechender Kapazitäten will nun das Rote Kreuz in Niederösterreich dem Roten Kreuz in Kreis Tschernowitz helfen. Dazu zählt die Schulung von Freiwilligen für die Altenbetreuung und den Katastrophenschutz. Unterstützt wurde bereits ein Krankenhaus in Kiew, dem Spitalsbetten geliefert wurden. Eine Delegation aus Niederösterreich war diese Woche in Tschernowitz, um sich vor Ort ein Bild vom Bedarf zu machen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Kamera: Alexander Aleksejew

Schnitt: Jaroslaw Sawitzkij

Insert1: Anna Serhejtschuk, Schwiegertochter

Insert2: Marina, (15) Ehrenamtliche Rot-Kreuz-Helferin

Insert3: Dmitri Bondarjuk, Arzt und Leiter im Pflegeheim

Insert4: Anastasia und Olena, Bewohner des Heims

Insert5: Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes in Niederösterreich

Insert6: Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes in Niederösterreich

Insert6: Miroslava Ostrovetska, Leiterin des Roten Kreuzes im Kreis Tschernowitz

Gesamtlänge: 3’48

Tschernowitz war der östliche Außenposten der Monarchie; die Gebäude erinnern an diese Zeit, als die Stadt noch den Spitznamen „Klein Wien“ trug. Doch bisher wurde der einstige Charme nicht wiederbelebt; der Tourismus ist keine bedeutende Einnahmequelle, anders als das Geld der vielen Bewohner, die im Ausland arbeiten. Zurück bleiben die Alten, um die sich auch das lokale Rote Kreuz kümmert. Dazu zählen Lebensmittelpakete, die diese Helferinnen brachten, die am Beginn ihrer Ausbildung stehen. Sie sind 15 Jahre alt, die Frau zählt 104 Jahre; um sie kümmern sich die wenigen Angehörigen, die sie noch hat.

"Ich füttere und wasche sie, wasche ihre Sachen; drei bis vier Stunden bin ich hier; am Abend kommt dann noch der Enkel vorbei nach der Arbeit."

Die Mädchen lernen in der Schule Deutsch, und waren bisher kaum mit dem Alter konfrontiert:

"Ich hatte keine Ahnung, dass sie so arm leben. Für mich ist die größte Motivation, etwas in unserem Land zu verändern, und ich selbst verstehe, dass ich etwas tun soll."

Im Ort Berehomet, 50 Kilometer südwestlich von Tschernowitz entfernt betreibt das Rote Kreuz auch ein Pflegeheim mit 30 Patienten im Alter zwischen 60 und 90 Jahren. Durch die Gesundheitsreform wurden die Mittel gekürzt und das Personal reduziert, obwohl der Bedarf an Plätzen doppelt so groß ist.

"Wir brauchten auch wieder einen Aufenthaltsraum, weil wir auch einige Patienten haben, die nicht gehen können. Für sie hätten wir gerne einen großen Fernseher, doch derzeit haben wir weder Fernseher noch Aufenthaltsraum, weil wir dazu Patienten entlassen müssten.“

Die Rente dieser beiden Frauen beträgt jeweils weniger als 100 Euro; das Heim versorgt sie mit Medikamenten und Nahrung

Anastasia

„Am wichtigsten ist, dass das Heim nicht geschlossen wird, damit wir hier weiter behandelt werden können.“

Olena

„Als Gesunde haben wir gearbeitet, als Schwache braucht uns niemand mehr.“

Dieses Heim besuchte auch die Delegation des Roten Kreuzes aus Niederösterreich. Geplant ist, die Gesundheits- und Sozialdienste des lokalen Roten Kreuzes zu stärken; auch den Bewohnern des Heims soll geholfen werden:

"Wir werden auf Grund dieser Ist-Analyse jetzt schauen, wo wir als österreichisches Rotes Kreuz und primär als Landesverband NÖ unterstützen können, um den Menschen zu helfen."

Weitere Schwerpunkte der Hilfe sollen Ausbildung und Übungen für den Katastrophenschutz sowie die Schulung von freiwilligen Helfern in der Altenbetreuung sein:

„Bei den Ausbildungsinhalten beim Besuchsdienst wird einerseits durch Psychologen geschult, andererseits geht es darum, auch einen gewissen Selbstschutz zu haben, um eine nötige Distanz auch bei der Arbeit zu bewahren."

 

Doch nicht nur technische Hilfe braucht das lokale Rote Kreuz; als Wohltätigkeitsorganisation darf es für Kurse keine Beiträge verlangen; die Zentrale in Tschernowitz ist baulich in schlechtem Zustand. Geld ist knapp, auch für die Altenbetreuung:

 

"Ob Sie es glauben oder nicht, dass erste was mir einfällt sind Windeln für Erwachsene und für alte Menschen. Das ist für uns ein großes Problem. Windeln sind bei uns sehr teuer; zehn Stück kosten etwa sieben Euro. Zweitens brauchen wir viele Rollstühle, die es viel zu wenig gibt."

In Tschernowitz wurde bereits vor Jahren das Denkmal für Kaiser Franz Josef wieder aufgestellt. Doch damit die damals guten Zeiten wiederkehren, wird noch viel Aufbauarbeit geleistet werden müssen – nicht nur beim Roten Kreuz.

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