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Martin Sajdik Der Friedensstifter

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Berichte Ukraine

Nach mehr als fünf Jahren Krieg gibt es nun wieder Hoffnung auf Frieden in der Ostukraine. Dazu zählen der Wiederaufbau einer zerstörten Fußgängerbrücke bei einem Übergang sowie die Truppenentflechtung an zwei Punkten der Frontlinie. Ausverhandelt wurden diese Schritte bei den Friedensgesprächen in der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Chefvermittler der OSZE zwischen den Konfliktparteien ist seit mehreren Jahren der Österreicher Martin Sajdik; er hat langjährige diplomatische Erfahrung. So war Sajdik Boschafter in Moskau und Peking sowie mehr als zwei Jahre Ständiger Vertreter Österreichs bei der UNO in New York. Bei seiner Tätigkeit als Vermittler porträtiert hat ihn unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Inserts: Martin Sajdik, OSCE-Chefvermittler in Minsk

Gesamtlänge: 4’13

Durch das Abfeuern einer weißen Signalrakete verkündeten die prorussischen Rebellen im Raum Solotoe ihre Bereitschaft zur Truppenentflechtung. Die ukrainische Seite reagierte positiv und unter den Augen der OSZE-Beobachter erfolgte der Abzug. Die Entflechtung an zwei Punkten der Frontlinie ist die letzte Vorbedingung Russlands für ein neuerliches Gipfeltreffen zum Ukraine-Krieg, das bereits drei Jahre auf sich warten lässt. In der weißrussischen Hauptstadt Minsk wurde auch diese Maßnahme ausverhandelt. In diesem Hotel treffen einander die zwei Vertreter der prorussischen Rebellen, die de facto der russischen Delegation angehören, mit den Vertretern der Ukraine unter dem Vorsitz der OSZE. Die Verhandlungen selbst dürfen nicht gefilmt werden. OSZE-Chefvermittler ist der Österreicher Martin Sajdik, der auch gut russisch spricht. Worin liegt die Bedeutung der Truppenentflechtung?

"Der Sinn dieser Truppenentflechtung ist Vertrauensaufbau; denn es geht ja nicht um ein großes Territorium, es geht um vier, viereinhalb Quadratkilometer. Das ist an sich ja nicht wahnsinnig viel. Denn der militärische Aspekt ist relativ gering. Es geht um das Vertrauen; und das muss man herstellen und an dem Vertrauen, dass das gefestigt wird, an dem muss man arbeiten."

Martin Sajdik ist kein Diplomat, der nur am Verhandlungstisch sitzt; immer wieder besucht er die Konfliktgebiete auf beiden Seiten der Frontlinie. Dazu zählt die Brücke bei Stanica Luganska, der einzige Übergang für die Bevölkerung von der prorussischen Rebellenhochburg Lugansk auf die ukrainische Seite. Der Übergang war drei Jahre lang sehr beschwerlich, doch nun wird die Brücke wieder aufgebaut, ein Schritt, der Anlass zur Hoffnung gibt:

"Man sieht in Stanica Luganska, die Brücke wird wieder hergestellt, den Menschen werden zum ersten Mal Bedingungen geboten, dass sie menschlich und nicht durch ein Schandmal wieder von der einen auf die andere Seite kommen. Wir wir hatten zwischen Russland und der Ukraine einen bilateralen Gefangenenaustausch, der sehr wichtig war; daher ich bin optimistisch, dass wir weiter kommen in diesem Prozess."

In Kiew ist das Büro des Teams, das mit Martin Sajdik die Verhandlungen vorbereitet. Eine große Karte veranschaulicht die Brennpunkte an der mehr als 400 Kilometer langen Frontlinie. Zentrales Anliegen sind bessere Lebensbedingungen für die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten der Front:

"Natürlich, wir haben uns um die täglichen Probleme gekümmert, um das Wasser um das Telefon, um den Strom. Ich glaube auch, da haben wir wirkliche Erfolge erzielt, dass die Bevölkerung, das sind ja Millionen von Menschen auf beiden Seiten der sogenannten Kontaktlinie, dass die ihr Wasser haben, dass die telefonieren können über die Kontaktlinie, dass sie auch halbwegs menschliche Bedingungen an den Übergangspunkten haben. Im Schnitt stehen die Leute dort zwischen fünf und sieben Stunden. Wir haben an die 30000 bis 35000 Personen Übertritte pro Tag."

Mehr als 100 Verhandlungsrunden gab es bereits in Minsk. Was mach eigentlich einen guten Vermittler aus?

"Das Wichtigste ist, dass man den Seiten vermittelt, dass man ehrlich ist, dass man ein ehrlicher Vermittler ist, dass man auch ein Herz für die Zivilbevölkerung hat, dass man sich darum kümmert, und dass man einfach nicht aufgibt."

Aufgegeben hat der gläubige Katholik bisher nie, der bei seinen Aufenthalten in Donezk stets auch die Geistlichen der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche besucht. Die Ostukraine braucht Frieden, und dass diese Hoffnung lebt, dazu leistet auch der Österreicher Martin Sajdik seinen Beitrag.

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