Wiederaufbau und Streit um die Brücke Stanica Luganska
In der Ostukraine gibt es an der Frontlinie fünf Übergänge in die prorussischen Rebellengebiete. Am schwierigsten für Zivilisten zu passieren ist Stanica Luganska auf dem Weg in die Rebellenhochburg Lugansk. Hier müssen die Menschen zu Fuß gehen, weil ein Teil der Brücke zerstört ist. Doch nach dem Amtsantritt des neuen ukrainischen Präsidenten gelang die Vereinbarung, und die Vorarbeiten haben begonnen. Überschattet wird der Wiederaufbau durch das tiefe Misstrauen zwischen der ukrainischen Führung in Kiew und den prorussischen Rebellen in Lugansk.
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine
Insert1: Olga Kobzewa, Vertreterin von Lugansk bei den Verhandlungen in Minsk
Gesamtlänge: 1’25
Etwa 10.000 Personen queren pro Tag den Kontrollposten bei Stanica Luganska. Das Nadelöhr ist der Teil der Brücke, der im Krieg zerstört wurde. Mehr als drei Jahre stritten Kiew und Lugansk über den Wiederaufbau, der nun Gestalt annimmt. Nach der Entminung wird nun eine Behelfsbrücke gebaut, damit die eigentliche Baustelle umgangen und der Übergang weiter genutzt werden kann. Unter den Augen der OSZE-Beobachter arbeiten beide Konfliktparteien bei der technischen Umsetzung zusammen. Streitpunkte gibt es viele; so wirft Lugansk Kiew vor, vereinbarungswidrig eine ukrainische Flagge an der Baustelle gehisst zu haben. Schwerer wiegt der Streit um die Breite der Fahrbahn; Lugansk will eine größere Breite:
"Wenn alten Menschen schlecht wird, brauchen sie medizinische Hilfe. Doch wenn die Breite der Fahrbahn nur 2,5 Meter beträgt, kann ein Rettungsauto dort nicht fahren, dazu muss die Breite drei Meter betragen."
Kiew ist dagegen, damit die Brücke nicht für Panzerfahrzeuge genutzt werden kann, eine Behauptung, die Lugansk zurückweist. Etwa 50 Personen sollen bereits beim Übergang gestorben sein; zu hoffen bleibt, dass Ende November die Brücke steht und das Leben der Bevölkerung leichter wird, während ein Kriegsende wohl noch weiter auf sich warten lässt.