Selenski und Poroschenko in der Stichwahl

In der Ukraine wird in drei Wochen in einer Stichwahl über das Amt des Staatspräsidenten entschieden. Beim gestrigen ersten Wahlgang erreichte kein Bewerber die absolute Mehrheit. In der Stichwahl treffen der politische Kabarettist Wolodimir Selenskij und Amtsinhaber Petro Poroschenko aufeinander. Es berichtet Christian Wehrschütz:

In der Ukraine sind mittlerweile mehr als 85 Prozent aller Stimmen ausgezählt. Wolodimir Selenskij gewann mehr als 30 Prozent und erreichte damit fast doppelt so viele Stimmen wie Amtsinhaber Petro Poroschenko, der auf 16 Prozent kam. Vor fünf Jahren hatte Poroschenko noch im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit gewonnen. Insgesamt entfielen mehr als 80 Prozent der Stimmen auf oppositionelle Kandidaten, ein Hinweis darauf, wie groß die Unzufriedenheit in der Ukraine ist. Trotzdem ist das Rennen für die Stichwahl weiter offen, obwohl Selenskij im Vorteil ist. Aber auch er braucht die Wähler, die gestern für andere Kandidaten gestimmt haben. In diesem Zusammenhang ist die regionale Verteilung der Stimmen interessant. Petro Prososchenko gewann nur in drei Kreisen der Westukraine mehr Stimmen als Selenskij; in den beiden Kreisen des Donbass, die vom Krieg betroffen sind, siegte ein Kandidat des sogenannten „prorussischen Blocks“, während Selenskij in der Ost- , Süd und Zentralukraine siegte. Verstöße gegen das Wahlrecht, die sich auf das Ergebnis hätten auswirken können, wurden bisher nicht bekannt. Stimmberechtigt waren 30 Millionen Ukrainer. Die Wahlbeteiligung lag bei 63Prozent und war damit um drei Prozentpunkte höher als vor fünf Jahren.