Österreicher im Einsatz bei Nachwahlbefragung
Am Sonntag wird in der Ukraine der Präsident neu gewählt. Eine absolute Mehrheit ist für keinen Kandidaten in Sicht. In allen Umfragen führt der Komiker Wolodimir Selenskij; um den zweiten Platz kämpfen Amtsinhaber Petro Poroschenko und Julia Timoschenko, die einstige Heldin der Organgenen Revolution. Doch Umfragen sind in der Ukraine mit besonderer Vorsicht zu genießen, daher könnten auch noch ein bis zwei weitere Bewerber Chancen auf den Einzug in die Stichwahl haben. Diese mit Vorsicht zu genießenden Daten sind eine Herausforderung auch für Nachwahlbefragungen. Ein wird in der Ukraine das österreichische Institut „SORA“ mitgestalten, das auch für den ORF die Hochrechnungen durchführt. Über die Besonderheiten der Ukraine hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz mit Christoph Hofinger vom SORA-Institut gesprochen, hier sein Bericht:
Das Institut SORA wird gemeinsam mit einem ukrainischen Partner im Auftrag von zwei TV-Nachrichtensendern für eine Nachwachbefragung verantwortlich sein. Insgesamt gibt es 30.000 Wahllokale, in 500 werden jeweils etwa 50 Wähler nach der Stimmabgabe befragt werden. Bei der Präsidentenwahl vor fünf Jahren zählte die Ukraine etwa 35 Millionen Wähler; durch die russische Annexion der Krim und den Krieg in der Ostukraine konnten bereits damals etwa 12 Prozent der Stimmbürger nicht wählen. Durch die massive Arbeitsmigration könnte sich die reale Zahl der Wähler in der Ukraine zusätzlich und spürbar verringert haben. Zu diesen Herausforderungen sagt Christoph Hofinger vom SORA-Institut in Wien:
„Wir offen, dass durch die Streuung dieser 500 Wahllokale über dieses riesige Land, dass dadurch auch solche Effekte wie Arbeitsmigration halbwegs im Griff sind: es gibt dann auch Herausforderungen wie die Tatsache, dass wir uns wünschen können in einem gewissen Wahllokal zu befragen, aber unsere Partner sagen, dort fährt nur einmal in der Woche ein Bus hin, das heißt, es ist dann rein logistisch für die Interviewer nicht zu erreichen; das Wichtigste wird sein, an diesem Wahlabend die richtige Bescheidenheit bei dieser Prognose walten zu lassen, insofern, weil wir nicht sicher sein können, wer an zweiter Stelle liegen wird, weil sich da möglicherweise viele Kandidaten tummeln.“
Diese Ungewissheit hat mit der mangelnden Qualität vieler ukrainischen Umfragen zu tun. Ihnen zufolge führt der Komiker Wolodimir Selenskij klar, hat aber keine Chance auf einen Sieg im ersten Durchgang. Um den zweiten Platz rittern Amtsinhaber Petro Poroschenko und Julia Timoschenko, doch Chancen haben noch weitere zwei Bewerber. Dazu sagt Christoph Hofinger:
"Es schein tatsächlich so zu sein, dass Wolodimir Selenskij tatsächlich die besten Chancen hat, Nummer ein zu werden. Aber wir haben in 25 Jahren Hochrechnung auch für den ORF gelernt: Am besten vergessen wir am Wahltag alle bisher gehörten Umfragen und fokusieren uns nurv auf die Daten, die wir dann am Wahlsonntag bekommen. Von den bisherigen Umfragen, die wir kennen, hatte keine jetzt eine so enorme Größe; und wir werden dann am Wahltag natürlich ein sehr kritisches Auge auf die Daten werfen, und dann gemeinsam überlegen, wann eine Aussage, zum Beispiel, wer es in die Stichwahl wirklich schaffen sollte, als gesichert gelten kann.“
SORA wird auch gegenüber den beiden TV-Sendern darauf dringen, dass allfällige Ungewissheiten klar benannt und gezeigt werden, damit nicht durch verfrühte Aussagen dem Vorwurf eines Wahlbetruges Vorschub geleistet wird, sollten Nachwahlprognosen dann vom wirklichen Wahlergebnis abweichen.