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Gefangenenaustausch für morgen geplant

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Berichte Ukraine
Vom Kriegsschauplatz in der Ostukraine gab es in den vergangenen Monaten nur Schlechtes zu berichten. Seit 23. Dezember ist aber nun eine neue Feuerpause in Kraft, die weitgehend eingehalten wird; und heute soll in der Ostukraine der umfassendste Gefangenenaustausch seit etwa drei Jahren stattfinden; es berichtet unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Der Gefangenenaustausch zwischen ukrainischen Seite und prorussischen Rebellen findet nach dem Prinzip „alle für alle“ statt; das heißt beide Konfliktparteien lassen auf ein Mal alle ihre Kriegsgefangenen frei; Kiew wird 306 Personen an die Rebellen aus Donezk und Lugansk übergeben, die Rebellen wiederum werden insgesamt 74 Gefangenen freilassen. Der Austausch soll um die Mittagszeit an der Frontlinie um Raum Gorlowka stattfinden, eine Stadt die knapp 50 Kilometer nördlich der prorussischen Rebellenhochburg von Donezk liegt. Das politische Tauziehen um den Austausch war sehr langwierig und fand auch bei den Friedensgesprächen in Minsk statt. Dabei ging es vor allem um die Frage, wer den Status einer Art Kriegsgefangenen erhalten kann und wer schwerer Verbrechen beschuldigt wird und daher nicht ausgetauscht werden kann oder soll. Um diese Listen wurde von beiden Seiten sehr lange gestritten. Hinzu kam, dass geklärt werden musste, welche Personen sich überhaupt austauschen lassen wollen. Für die Familien der betreffenden Personen ist der Austausch wohl eine Art Weihnachtsgeschenk. Oft dauerte es Monate, bis Angehörige auf beiden Seiten über das Schicksal ihrer Verwandten Informationen erhielt und mit ihnen Kontakt aufnehmen konnten. Der Gefangenenaustausch ist ein positives Signal, mehr aber auch nicht; denn bei den politischen Punkten des Friedensplans von Minsk gab es auch im heurigen Jahr keine wirklichen Fortschritte und ein dauerhafter Frieden ist in der Ostukraine noch nicht in Sicht. Die entscheidenden Verhandlungen dazu finden auch nicht in Minsk, sondern in Belgrad statt, wo USA und Russland seit einigen Monaten über die Stationierung einer UNO-Truppe im Rebellengebiet verhandeln. Bei diesen Gesprächen, die unter strenger Geheimhaltung stattfinden, ist ebenfalls noch kein Durchbruch in Sicht.
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