Saakaschwili geht in die nächste Runde
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Berichte Ukraine
Nach den gestrigen Tumulten um Mihail Saakaschwili ist heute im Zentrum von Kiew Ruhe eingekehrt. Seine Wohnung beim Maidan ist verwaist, nicht ein Mal ein Polizeiauto steht davor. An den gestrigen Wirbel erinnern noch verstärkte Polizeikontrollen um das Regierungsviertel; weitgehend verwaist ist auch die Zeltstadt der Demonstranten vor dem Parlament; sie hat die Polizei heute früh vergeblich nach Saakaschwili durchsucht, nach dem nun offiziell gefahndet wird. Generalstaatsanwalt Juri Luzenko forderte den Georgier auf, heute freiwillig zur Vernehmung durch den Geheimdienst SBU zu erscheinen; das lehnte Saakaschwili über den Pressedienst seiner Partei ab. Er erkenne den Generalstaatsanwalt nicht als legitim an, außerdem hätten weder er noch seine Anwälte eine Vorladung erhalten, ließ Saakaschwili mitteilen. Er bestritt die Vorwürfe der Justiz, wonach er aus Russland Geld vom gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch erhalten habe, um einen Umsturz in Kiew zu organisieren. Das Theater um Saakaschwili hat sich Staatspräsident Petro Poroschenko selbst eingebrockt; er verlieh ihm die ukrainische Staatsbürgerschaft, pries in als Kämpfer gegen die Korruption. Im Vorjahr kam es zum Bruch und heuer zur Aberkennung der Staatsbürgerschaft. Mit Gewalt kehrte Saakaschwili über Polen in die Ukraine zurück und entzog sich auch gestern gewaltsam seiner Verhaftung. Dabei war das Auftreten der Polizei so unprofessionell, dass sich die Frage stellt, ob seine Festnahme wirklich gewollt war. Möglich ist, dass Saakaschwili eine Schachfigur im Konflikt zwischen den beiden großen Parteien der Regierungskoalition ist, denn die Polizei steht nicht unter Kontrolle der Partei von Staatspräsident Petro Poroschenko.