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Vier Pfoten im Einsatz in der Ukraine

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Berichte Ukraine
Auf dem Weg Richtung Europäische Union hat die Ukraine auch den Tierschutz zu verbessern. Noch ist das Land hier weit von europäischen Standards entfernt, was etwa die Haltung von Braunbären betrifft. Zwar sind Tierhatzen mittlerweile verboten, die private Haltung von Bären ist aber immer noch erlaubt, auch unter schrecklichen Bedingungen. Daher hat die österreichische Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ auch in der Ukraine mit der Rettung von Braunbären und dem Aufbau eines Bärenwaldes begonnen. Bei einer dieser Befreiungsaktionen war nun auch unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz dabei:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Kamera: Sascha Alexejew

Insert1: Frank Göritz, Tierarzt

Insert2: Frank Göritz, Tierarzt

Insert3: Frank Göritz, Tierarzt; ACJTUNG: möglicherweise zur kurz für Insert

Insert4 Carsten Hertwig Vier Pfoten

Gesamtlänge: 3’04

Jahrelang führte die Bärin Maschutka in der Ukraine ein tristes Dasein, weil sie zum Kampfsport eingesetzt wurde. Hunde wurden auf diesen und andere Bären gehetzt; der mutigste Hund wurde prämiert. Seit 2015 sind derartige Wettkämpfe verboten, doch die Haltung vieler Braunbären verstößt weiter gegen jeden europäischen Standard für Tierschutz. 12 Jahre lebte Maschutka in Gefangenschaft im Dorf Trypillja, 60 Kilometer südlich von Kiew. Schließlich willigte Maschutkas Eigentümer ein, den Bären den Vier Pfoten zu überlassen. Geborgen werden kann der Bär nur in betäubtem Zustand. Tierarzt Frank Göritz verwendet dazu eine Kombination aus vier Narkosemitteln, wobei er das Gewicht des Tieres ziemlich genau auf 150 Kilogramm schätzte:

"Für uns ist der Bär eine Black Box; wir wissen nicht, sind da irgendwelche Vorerkrankungen vorhanden, hat er Leberprobleme, wie funktionieren die Nieren. Die größte Gefahr ist immer, dass der Kreislauf aussetzt, die Atmung und der Kreislauf, und wenn man nicht angemessen reagiert, kann das bis zum Tot führen."

Welche Wirkung hätten die drei Milliliter Narkosemittel für einen Menschen:

"Unbehandelt, die volle Dosis, tödlich."

Der Schuß mit dem Narkosepfeil saß; trotzdem dauerte es einige Zeit bis der Bär das Bewusstsein verlor und von den Helfern aus dem engen Käfig getragen werden konnte. Nach der Befreiung standen dann erste Untersuchungen und eine medizinische Behandlung auf dem Programm. Das Tier wurde gegen Tollwut geimpft und erhielt auch einen Mikrochip eingepflanzt, gewissermaßen ein elektronischer Personalausweis. Der Zustand des Bären läßt wegen falscher Ernährung und Bewegungsmangels zu wünschen übrig:

"Der kann locker 50 Kilogramm zunehmen im nächsten Frühjahr; es schneit hier, normalerweise gehen die Bären jetzt in den Winterschlaf und dafür hat er einfach nicht genug Reserven. Darum ist es gut, dass er jetzt in das neue Zentrum kommt, vernünftig ernährt wird, und im nächsten Jahr, wenn er dann in seinem großen Gehege Auslauf hat, dann wird er ordentlich Muskeln aufbauen."

Wieder bei Bewußtsein wurde das Tier in den sieben Autostunden entfernten Bärenwald in die Westukraine, in der Nähe der Stadt Lemberg gebracht und in seine neue Umgebung entlassen. Noch unsicher und vorsichtig begann sich Bärin Maschutka mit der neuen Umgebung Vertraut zu machen. Sieben Bären leben nunmehr hier, weitere 20 bis 30 sollen noch folgen; der Bärenwald ist soll auch pädagogischen Zwecken dienen:

"Wir laden Besucher ein, den Bärenwald zu besuchen, um zu sehen, wie Bären, wenn sie überhaupt in Gefangenschaft gehalten werden, wie sie dann gehalten werden sollen. Es ist uns sehr, sehr wichtig, Umweltbildung und Tierschutzbildung für die Bevölkerung zu betreiben."

20 Hektar groß ist der Bärenwald; in Zusammenarbeit mit den Behörden und durch eine Petition will die Tierschutzorganisation erreichen, dass auch die Privathaltung von Bären in der Ukraine verboten wird.
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