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Illegaler Einschlag in der Ukraine

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Berichte Ukraine
In der Ukraine beißen reformwillige Kräfte beim Kampf gegen die grassierende Korruption oft nicht nur auf Granit, sondern auch auf Holz; denn Holzschmuggel ins Ausland sowie illegaler Einschlag sind weit verbreitet. Allein im Vorjahr eröffnete die Staatsanwaltschaft der Ukraine 4.000 Verfahren wegen illegalen Einschlags. Geschädigt werden dadurch die Staatseinnahmen aber auch die Wälder. 10 Millionen Hektar oder 17 Prozent der Landfläche der Ukraine bestehen aus Wald, der nur im Staatsbesitz ist. Lobbys dominieren die Holzwirtschaft, die nicht nur unter unklarer Gesetzeslage, sondern auch unter Klimawandel und dem Umstand leidet, dass es noch keine Inventarisierung des Waldbestandes gibt. Dabei will die Ukraine mit Österreich und Deutschland zusammenarbeiten und auch beim Kampf gegen den illegalen Einschlag kommt Technologie aus Österreich zur Anwendung; ein Lokalaugenschein im ukrainischen Wald von unserem Korrespondenten Christian Wehrschütz:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Insert1: Ruslan Korsch, Ukrainische Forstwacht

Insert2: Rusland Korsch, Ukrainische Forstwacht

Insert3: Ljubwow Poljakowa, Ukrainische Bundesforste,

Insert4: Vladimir Molotschko, Firma Latschbacher Ukraine/Österreich

Aufsager: Christian Wehrschütz aus der Ukraine

Gesamtlänge: 3’24

Ein Waldstück im Nordwesten der Ukraine, im Grenzgebiet zu Weißrussland; beim illegalen Einschlag waren die Diebe nur auf schnelles Geld aus. Der Wald gehörte einer ehemaligen Genossenschaft. Privaten Waldbesitz in der Ukraine gibt es nicht; etwa drei Viertel des Bestandes verwalten die Bundesforste. In deren Wäldern sind Forstwacht und Förster auf Patrouille – doch dieses 50.000 Hektar große Gebiet haben 100 Beamte zu überwachen – ein Kampf gegen Windmühlenflügel; gefasst werden oft nur kleine Fische, wie diese zwei Männer, die sich ein Zubrot verdienen wollten. Ruslan Korsch von der Forstwacht schreibt ein Protokoll und führt uns dann an den Tatort. Die zwei Männer fällten sechs Bäume, stellten sich aber dumm an; vor dem Abtransport wurden sie gefasst:

"Je vier Meter zugeschnittenem Stamm sollten sie 110 Euro vom Sägewerk bekommen. Das Geld bekamen sie aber nicht; doch es ist ein Unterschied zwischen 110 Euro und einem Schaden von 1.225 Euro."

Den Schaden sollten die zwei Diebe ersetzen und eine Strafe von drei Euro zahlen; doch der Gesamtbetrag wird wohl uneinbringlich sein. Im Kampf gegen illegalen Einschlag haben Forstbeamte kein leichtes Leben; für die drei Kubikmeter, dieser Eiche sollten die Diebe 1.800 Euro bekommen, der Mindestlohn liegt bei 110 Euro im Monat:

"Förster wurden mit Schaufeln bedroht; die Diebe wissen wo die Förster wohnen und bespitzeln sie; das machen vor allem organisierte Gruppen. Bei mir zu Hause hat man vor vier Jahren das Fenster in der Nacht eingeschlagen."

Organisierter Holzdiebstahl in größerem und großem Maßstab erfolgt dagegen oft unter den Augen der Behörden. In diesem Betrieb wird illegaler Einschlag verarbeitet und auch verkauft. Die Paletten sollen dagegen vor allem dem Eigenbedarf dienen. Verwendet wird illegaler Einschlag auch zur Produktion von Holzkohle, die aber nicht gefilmt werden konnte. Im Kampf gegen Diebstahl setzten die Bundesforste auf Technologie aus Österreich: in ihren 300 Betrieben werden diese Plastikplättchen mit Strichcode eingesetzt; sie ermöglichen eine Kontrolle des Holzes vom Einschlag bis zur Verarbeitung

"Wir können nur von unseren Bundesforsten sprechen; Das sind ein, zwei Prozent an illegalem Einschlag aber nicht mehr; doch wir können nichts dazu sagen, wie viele illegale Schlägerungen es bei den anderen Nutzern von Wäldern gibt."

Sicher ist aber, dass das elektronische Kontrollsystem noch nicht wirklich funktioniert:

"Hinter jedem System stehen Menschen, die damit arbeiten. Das ist ein langwieriger Prozess. Eine effektive Kontrolle durch Polizei und Zoll ist nötig, wenn Holz exportiert wird. Ende Mai werden wir unser System der Polizei präsentieren; dass ist ein weiterer kleiner Schritt dorthin, dass alles, vom Holzfäller bis hin zur Holzverarbeitung völlig transparent sein wird."

Polizeikontrollen sahen wir keine; dafür aber große Holztransporte, die ohne Plättchen unterwegs waren. Der Weg zum Rechtsstaat beim Holzgeschäft wird in der Ukraine noch ein weiter sein.
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