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Dauerkrieg statt Friedensperspektive in der Ostukraine

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Berichte Ukraine
In der Ukraine kam es am ersten September, am Tag des Schulbeginns, zu einem neuerlichen Versuch, einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen. Im Jahr davor hatte diese dieser Vorschlag der OSZE dazu geführt, dass die Waffen wirklich einige Wochen fast völlig schwiegen. Heuer scheiterte der Versuch, eine Feuerpause kam überhaupt nicht zustande. Gut zweieinhalb Jahre herrscht Krieg bereits in der Ostukraine. Durch die Feuergefechte über die Frontlinie hinweg sterben zwar nun weit weniger Soldaten und Zivilisten, trotzdem bleibt der Konflikt der gefährlichste Brandherd in Europa. Die Vermittlungen der OSZE in Minsk brachten bisher kaum Resultate und die OSZE-Beobachter-Mission in der Ostukraine klagt vor allem über mangelnde Bewegungsfreiheit in den prorussischen Rebellengebieten. Im Jänner übernimmt Österreich von Deutschland den Vorsitz in der OSZE; Bemühungen um eine Friedenslösung werden dann zu den zentralen Aufgaben Österreichs zählen. Direkt an der Front und in der Rebellenhochburg Donezk ist unserer Korrespondent Christian Wehrschütz, der Frage nachgegangen, ob überhaupt eine realistische Friedenshoffnung besteht:  



Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

                                     

Insert1: 0’33 Alexander Chodakowskij, ehemaliger Kommandant des Bataillons „Wostok“



Insert2: 1’19 Alexander Chodakowskij, ehemaliger Kommandant des Bataillons „Wostok“



Pause: 2’11 – 2’14



Insert3: 2’14 Alexander Chodakowskij, ehemaliger Kommandant des Bataillons „Wostok“



Gesamtlänge: 3’22



Der Krieg in der Ostukraine ist auch ein Krieg der Drohnen, mit der gegnerische Positionen aufgeklärt werden. Bei den Städten Awdijewka und Jasinawata liegen die Stellungen der Kriegsparteien nur 200 Meter voneinander entfernt. Awdiejwka ist in ukrainischer Hand, Jasinawata halten prorussischen Rebellen. Beide Seiten haben sich eingegraben, sprichwörtlich und politisch. Verletzungen der Feuerpause sind hier die Regel, nicht die Ausnahme; doch was müsste getan werden, damit die Waffenruhe hält:



"Nötig ist eine Truppenentflechtung, nötig ist ein Abstand von mindestens drei Kilometern, damit es nicht zu Schusswechseln kommen, die sich dann zu Artillerieduellen auswachsen. Für uns gibt es da aber das Problem, dass an einigen Frontabschnitten unsere Positionen direkt am Stadtrand liegen, so dass wir nicht abziehen können, um diese Distanz zu erreichen. Dort erwarten wir, dass die Ukraine ihre Truppen soweit abziehen, damit wir einander nicht berühren. Nur wenn unsere beiden Truppen ausreichend voneinander entfernt sind, besteht die Chance, dass diese spontanen Feuergefechte aufhören, die nicht befohlen wurden, sondern spontan entstehen, weil die Distanz zu gering ist."



Zur geringen Distanz kommt noch die eigene Logik des Krieges:



"Jetzt wurden an der Frontlinie die Kräfte konzentriert, die ziemlich kriegerisch gestimmt sind. Das betrifft die ukrainische und unsere Seite. Beide nehmen den jeweils anderen als Feind war und die Aufgabe eines kämpfenden Menschen ist es, seinen Feind zu vernichten. Da geht es nicht einen zusätzlich erkämpften Quadratmeter, sondern um die Menge der Feinde, die getötet werden."



Jasinawata und Awdiejwka trennen drei Kilometer; so haben die Ukrainer wohl dasselbe Rückzugsproblem und nur eine Entmilitarisierung beider Städte würde wohl helfen. An drei neuralgischen Frontabschnitten hat die OSZE bereits versucht, eine Entflechtung zu erreichen; teilweise ging die Rechnung auf, aber nicht an allen drei Punkten. Trotzdem sollen weiter folgen. Ob der Wille zum Frieden aber stark genug ist, bleibt fraglich:  



"Es gibt keine klare Perspektive, wann man von einer stabilen Feuerpause wird sprechen können. Versuche dazu wurden in Minsk bereits mehrfach unternommen, doch leider blieben sie erfolglos, daher gibt es von uns jetzt keine Prognosen. Denn es entsteht der Eindruck, dass ein langwieriger Konflikt, die Form unserer neuen Beziehung zur Ukraine ist, die vorteilhaft für die Hauptbeteiligten an diesem Konflikt ist. Warum ist schwierig zu verstehen, doch der Eindruck besteht."



Derzeit eint beide Kriegsparteien vor allem der Vorwurf an die andere Seite, die Waffenruhe zu verletzen. In Donezk präsentierte der militärische Sprecher der prorussischen Kräfte, Eduard Basurin, ein abgeschossenes Aufklärungsflugzeug der Ukrainer; es enthielt folgende Botschaft:



„Mit dem Glauben an den Sieg der Ukraine. Ruhm der Nation – Tod den Feinden“



Gräber auf diesem Friedhof in Donezk zeigen, dass die Zahl der Gefallenen steigt. Dasselbe gilt auch für die ukrainische Seite. Neue Gruben warten bereits, denn eine Ende des Krieges ist nicht in Sicht.





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