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Donbas zwischen Don Mak und Krieg

Fernsehen
ZiB24
Berichte Ukraine
In der Ostukraine fehlen kriegsbedingt alle bekannten internationalen Marken, die bis vor mehr als zwei Jahren in dieser damals reichen Industriestadt heimisch waren. Während an der Frontlinie die Waffen weiter nicht schweigen, versuchen im Zentrum von Donezk findige Geschäftsleute der - von vielen Annehmlichkeiten des täglichen Lebens - entwöhnten Bevölkerung Abhilfe zu schaffen. Dazu zählt dass, es in Donezk seit Mai 2014 keinen McDonalds mehr gibt. Aus Sicherheitsgründen wurden damals alle drei Restaurants geschlossen. Nun sind zwei wieder offen; allerdings wurde aus McDonalds „Don Mak“, wohl eine bewusste namentliche Anspielung auf das amerikanische Urbild des fast food. Während in den Außenbezirken der prorussischen Rebellenhochburg weiter geschossen wird, können im Zentrum die Bewohner nun wieder einen Bürger genießen, bauen die neuen Machthaber immer mehr staatsähnliche Strukturen in diesen Gebieten auf.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Donezk

Insert1: Natalja, Mutter aus Donezk

Insert2: Arsenij, fünf Jahre

Insert3: Olga, Mutter aus Donezk

Insert4: Nina Runitsch, Personalchef von Don Mak

Gesamtlänge: 2’20

In Donezk und an anderen neuralgischen Punkten der sogenannten Waffenstillstandslinie sind die Gefechte so heftig wie schon lange nicht. Schuld ist stets die jeweils andere Seite. In Donezk wurde aber gestern auch nur auf Scheiben geschossen. Im Zentrum, wo einst die ukrainische Mannschaft für Olympia trainierte, organisierten die prorussischen Rebellen offene Meisterschaften für Behinderte. Ziel ist es Abwechslung zu schaffen und Normalität zu signalisieren. Viel mehr dazu bei trägt diese Schnellimbisskette. Zwar ist das amerikanische Urbild noch nicht wieder da, dem „Don Mak“ zum Verwechseln ähnlich sieht, doch der Andrang ist trotzdem groß. Vielen ist der Unterschied gar nicht bewusst. Zwei Restaurants gibt es bereits wieder. Beschränkt ist noch das Angebot; außerdem fehlt kriegsbedingt das Coca Cola, das durch ein eigenes Getränkt ersetzt wird, das Pepsi heißt, und so ähnlich schmeckt. Die Mitarbeiter verdienen 10.000 Rubel, etwa 150 Euro im Monat. Das ist doppelt so hoch wie der Durchschnittslohn in den Rebellengebieten. McDonalds war auch vor dem Krieg kein billiges Essen. Jetzt kosten ein Cheeseburger, Pommes frites und ein Getränk fast vier Euro:

Natalja

„Ich kann nicht sagen, ob teuer oder billig; wir waren schon entwöhnt und wollten uns das genehmigen.“    

Arsenij: (5)

„McDonalds ist das Beste.“

Wann waren sie das letzte Mal bei McDonalds?

Olga:

„In Donezk vor mehr als zwei Jahren; doch wir waren in Russland, und dort haben wir bei McDonalds gegessen.“

Wenn das nicht der endgültige Sieg des Amerikanismus ist? Russland braucht aber auch Don Mak noch, um produzieren zu können:

Nina

„50 Prozent sind Importe; wir bemühen uns sehr, unsere Produzenten hier zu unterstützen. Das betrifft die Brötchen, die wir brauchen. Die Verpackung wird bereits lokal produziert.“

Verwaist ist noch der McDonalds am Leninplatz, doch auch hier soll demnächst ein Don Mak seine Pforten öffnen. Wie trügerisch die Normalität im Zentrum von Donezk ist, zeigt ein Blick 40 Kilometer nördlich nach Saizewo, einem Vorort von Gorlowka. Auch hier bezahlten in diesen Tagen wieder Zivilisten die Zeche des Krieges, während die Konfliktparteien streiten, wer zuerst geschossen hat.
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