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Siegfried Wolf mit großen Problemen in der Ukraine

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In der Steiermark ist Siegfried Wolf noch aus seiner Zeit beim Unternehmen Magna bestens bekannt. Bekannt ist auch, dass Wolf massiv als Unternehmer in Russland tätig ist. Doch auch in der Ostukraine hat Wolf Anteile an der einst weltgrößten Traktorenfabrik. Dieses Werk ist aber bereits seit Wochen blockiert. Ukrainische Behörden werfen Wolf vor, Steuern nicht bezahlt, Pläne und Traktoren illegal nach Russland exportiert und Bestimmungen des Außenhandels verletzt zu haben. Während Untersuchungen laufen hat die ukrainische Justiz trotz der herrschenden Wirtschaftskrise alle Firmenkonten gesperrt und damit das Werk in Charkiw lahmgelegt. Das Werk in Charkiw besucht und dort mit Siegfried Wolf gesprochen hat unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz; hier sein Bericht:

Traktoren aus Charkiw sind in der gesamten ehemaligen Sowjetunion ein Begriff. Doch seit Wochen herrschen Stille und gähnende Leere in der Halle, in der die Traktoren gebaut werden. Von der Sperre der Konten sind mehr als 2.000 Mitarbeiter betroffen, hinzukommen Tausende Beschäftigte auch in der ukrainischen Zulieferindustrie. Das Unheil braute sich bereits im März über der Firma zusammen; der Staatssicherheitsdienst der Ukraine (SBU) führte vier Hausdurchsuchungen durch. Diese Woche besuchte nun Siegfried Wolf das Werk, um sich mit dem Management zu beraten. Die gesamten Anschuldigungen und damit auch den Vorwurf illegaler Ausfuhren und des Geheimnisverrats weist Siegfried Wolf zurück:

"Ich glaube, das ist wirklich aus der Luft gegriffen, denn man kann keinen Traktor außer Landes schaffen ohne klare Abstimmung. Es ist alles gemeldet. Russland ist der wichtigste Markt für unsere Traktoren, die wir hier produzieren. Es gibt natürlich den Austausch, wenn man Zulieferungen hat aus Russland, dann braucht man Pläne und Zeichnungen dazu; das heißt, aus dem Zulieferungsbereich hat es sicher einen Austausch an Zeichnungen gegeben. Aber hier zu sagen, wir hätten Pläne und Geheimnisse außer Landes gebracht, das ist ja wirklich hanebüchen."

Durch den Handelskrieg zwischen Kiew und Moskau brachen die Exporte auch von Traktoren aus Charkiw im vergangenen Jahr massiv ein; anderseits gab es Probleme mit Lieferungen aus Russland für die Fertigung. Wegen seiner massiven unternehmerischen Präsenz in Russland ist Wolf in der Ukraine zweifellos nicht populär. Ob die Blockade der Fabrik auch damit zusammenhängt ist eine Spekulation, an der sich Siegfried Wolf nicht beteiligen will:

"Wir wissen eigentlich nicht, warum hier diese Dinge aufgebracht werden; es entbehrt jeglicher Grundlage. Wir haben uns nie in Politik eingemischt. Wir haben hier versucht, Produkte zu erzeugen, die den Qualitätsanforderungen entsprochen haben, und natürlich auch im Preisgefüge sehr wettbewerbsfähig. Was man hier macht: man schadet eigentlich den Leuten, die hier in diesen Hallen gearbeitet haben."

Äußerst fragwürdig ist auf jeden Fall, dass der gesamte Betrieb lahmgelegt wurde. Trotz mehrfacher Anfragen war aber die ermittelnde ukrainische Staatssicherheit SBU zu keinem Interview bereit; eine Stellungnahme sei wegen des laufenden Verfahrens nicht möglich. Wie lange es dauern wird, ist offen. Für die Firma drängt jedenfalls die Zeit; Siegfried Wolf:

"Es ist natürlich unheimlich schwierig; es sind alle unsere Konten eingefroren; wir können keinen Zahlungsverkehr machen. Wir haben versucht, jetzt ein neues Konto zu eröffnen, eine neue Bankverbindung aufzubauen; und ich hoffe, dass das jetzt akzeptgiert wird; denn."

Wolf bestreitet ukrainische Behauptungen, der russische Oligarch Oleg Deripaska sei an dem Werk beteiligt. An der Fabrik hält Wolf nun 30 Prozent, 60 Prozent gehören seit kurzem dem ukrainischen Geschäftsmann Olexandr Jaroslawskij, der in Charkiw auch den Flughafen gebaut hat. 10 Prozent sind im Streubesitz. Die Stärkung der Rolle von Jaroslawskij deutet darauf hin, dass Wolf offensichtlich Probleme kommen sah. Erfolglos blieben bisher Interventionen des österreichischen Außenministers Sebastian Kurz und von Vertretern der EU. Am Mittwoch wird Siegfried Wolf in Kiew den ukrainischen Wirtschaftsminister treffen, um eine Lösung des Konflikts um das Traktorenwerk zu erreichen.

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