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Das Kriegsgebiet zwischen Beschuss, Krise und kleinen Schritten

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ZiB24
Berichte Ukraine
Anfang August soll in der Ostukraine auch mit dem Abzug leichterer Waffen begonnen werden. Das haben die ukrainische Führung in Kiew und prorussische Rebellen vereinbart. Ob dieser weitere Schritt zur Entspannung wirklich umgesetzt wird ist fraglich, denn in der Ostukraine wird weiter geschossen – auch mit schwereren Waffen, die bereits längst abgezogen sein sollten. Der Krieg dauert bereits ein Jahr und seine langfristigen Folgen werden immer sichtbarer, nicht wegen der fast zwei Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen. Anderseits bemüht sich die Ukraine um Reformen und in den Rebellengebieten gibt es ebenfalls einige Beispiele für den Wiederaufbau:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Donezk

Insert1: Valentina Sviridowa, stellvertretende Chefärztin der Frauenklinik von Donezk

Insert2: Alexander, Arbeitssuchender

Insert3: Alexander Serikow, Amtierender Bürgermeister Torez

Gesamtlänge: 2’15

In der Ostukraine herrscht ein Stellungskrieg an der sogenannten Waffenstillstandslinie. In diesem Fall wurden prorussische Freischärler am Stadtrand von Donezk beschossen. Die Feuerwehr löschte den Brand. Ihr Zustand ist ein Beispiel für die Krise, die noch viel langfristigere Folgen hat. Dazu zählt die Geburtenrate; in dieser Klinik in Donezk hat sie sich halbiert. Frühgeburten sind aber häufiger geworden; ebenso Blutarmut, Neurosen und Organbeschwerden durch weniger gesunde Ernährung. Stress und Krieg zeitigen aber noch weitere Folgen:

„Die Übertragung von Infektionskrankheiten beim Geschlechtsverkehr ist stark und in sehr kurzer Zeit angestiegen. Das hat mit der persönlichen Hygiene zu tun, weil sie natürlich Probleme mit der Wasser- und Stromversorgung beeinflusst.“      

Ein weiteres Problem ist die Arbeitslosigkeit; sie versuchen die Arbeitsämter zu bekämpfen, die wieder in Betrieb sind. Gesucht wird etwa ein Busfahrer für 180 Euro im Monat; Friseure, Köche und Schweißer können um die 50 Euro verdienen:

„Wir sind beide Schweißer; schon ein halbes Jahr suchen wir Arbeit. Wenn wir anrufen heißt es immer, wir brauchen zwar einen Schweißer, haben aber kein Geld für den Lohn.“

Zu den positiven Beispielen zählt diese Kohlegrube in der Stadt Torez, 70 Kilometer östlich von Donezk. Durch Beschuss fiel im Vorjahr der Strom aus und die Schächte liefen voll Wasser. Vor kurzem konnte nun sogar ein zweiter Schacht wieder die Förderung aufnehmen; 1900 Kumpel haben wieder Arbeit; sie will aber nicht jeder annehmen:

„In einer Siedlung sagte der Generaldirektor der Zeche, ich bringe euch 270 Arbeitsplätze, vom Kumpel bis zum Sicherheitsdienst. Wir bauen eure Zeche wieder auf; doch bisher haben nur etwa 60 Personen eine Arbeit angenommen. Die Menschen hängen an der humanitären Hilfs-Nadel, und sind bereit tagelang in der Schlange für Nudeln und Getreide anzustehen.“

Torez liegt im Hinterland, wo derzeit Ruhe herrscht. Sie darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie schwerwiegend die langfristigen Folgen des Krieges für die Rebellengebiete und die Ukraine insgesamt sein werden.

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