Das Kriegsgebiet zwischen Beschuss, Krise und kleinen Schritten
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ZiB24
Berichte Ukraine
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Donezk
Insert1: Valentina Sviridowa, stellvertretende Chefärztin der Frauenklinik von Donezk
Insert2: Alexander, Arbeitssuchender
Insert3: Alexander Serikow, Amtierender Bürgermeister Torez
Gesamtlänge: 2’15
In der Ostukraine herrscht ein Stellungskrieg an der sogenannten Waffenstillstandslinie. In diesem Fall wurden prorussische Freischärler am Stadtrand von Donezk beschossen. Die Feuerwehr löschte den Brand. Ihr Zustand ist ein Beispiel für die Krise, die noch viel langfristigere Folgen hat. Dazu zählt die Geburtenrate; in dieser Klinik in Donezk hat sie sich halbiert. Frühgeburten sind aber häufiger geworden; ebenso Blutarmut, Neurosen und Organbeschwerden durch weniger gesunde Ernährung. Stress und Krieg zeitigen aber noch weitere Folgen:
„Die Übertragung von Infektionskrankheiten beim Geschlechtsverkehr ist stark und in sehr kurzer Zeit angestiegen. Das hat mit der persönlichen Hygiene zu tun, weil sie natürlich Probleme mit der Wasser- und Stromversorgung beeinflusst.“
Ein weiteres Problem ist die Arbeitslosigkeit; sie versuchen die Arbeitsämter zu bekämpfen, die wieder in Betrieb sind. Gesucht wird etwa ein Busfahrer für 180 Euro im Monat; Friseure, Köche und Schweißer können um die 50 Euro verdienen:
„Wir sind beide Schweißer; schon ein halbes Jahr suchen wir Arbeit. Wenn wir anrufen heißt es immer, wir brauchen zwar einen Schweißer, haben aber kein Geld für den Lohn.“
Zu den positiven Beispielen zählt diese Kohlegrube in der Stadt Torez, 70 Kilometer östlich von Donezk. Durch Beschuss fiel im Vorjahr der Strom aus und die Schächte liefen voll Wasser. Vor kurzem konnte nun sogar ein zweiter Schacht wieder die Förderung aufnehmen; 1900 Kumpel haben wieder Arbeit; sie will aber nicht jeder annehmen:
„In einer Siedlung sagte der Generaldirektor der Zeche, ich bringe euch 270 Arbeitsplätze, vom Kumpel bis zum Sicherheitsdienst. Wir bauen eure Zeche wieder auf; doch bisher haben nur etwa 60 Personen eine Arbeit angenommen. Die Menschen hängen an der humanitären Hilfs-Nadel, und sind bereit tagelang in der Schlange für Nudeln und Getreide anzustehen.“
Torez liegt im Hinterland, wo derzeit Ruhe herrscht. Sie darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie schwerwiegend die langfristigen Folgen des Krieges für die Rebellengebiete und die Ukraine insgesamt sein werden.