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Jahrestag Flugzeugabschuss in der Ostukraine

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Berichte Ukraine
Heute vor einem Jahr erreichte der Krieg in der Ostukraine einen seiner traurigen Höhepunkte. Denn am 17. Juli 2014 wurde die malaysische Passagiermaschine MH17 über der Ostukraine abgeschossen. Alle 298 Insassen, darunter 80 Kinder und 15 Besatzungsmitglieder, kamen ums Leben. Wer dafür verantwortlich ist, prorussische Rebellen oder ukrainische Streitkräfte, darüber tobt seit dem Abschuss auch ein massiver Medienkrieg. Der erste Expertenbericht stellte nur den Abschuss ist. Der Endbericht ist derzeit in der Begutachtung, er soll in den kommenden Wochen veröffentlicht werden. Bereits heute fand in der Ostukraine eine Trauerfeier für die Opfer statt. Die Absturzstelle liegt im Gebiet, das die prorussischen Rebellen kontrollieren, daher waren auch nur ihre Führer und die Dorfbewohner aber keine Hinterbliebenen anwesend.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Insert1: Vera, Großmutter und Bewohnerin von Grabowo

Insert2: Vera, Großmutter und Bewohnerin von Grabowo

Insert3: Alexander Zachartschenko, Oberhaupt der prorussischen Rebellen

Aufsager: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Gesamtlänge: 2’54

Auf diesen Feldern und Wiesen lagen viele Trümmer der Passagiermaschine, doch Wrackteile waren noch in einem viel größeren Umkreis verstreut. Enormes Glück hatten die Bewohner des Dorfes Grabowo, daß Trümmer nicht auf ihre Dächer stürzten. Ein schlichter Gedenkstein steht dort, wo der Rumpf niederging. Bei der Feier standen davor Kerzen und dahinter Fahnenträger, die an die Nationalität der Opfer erinnerten. Ihrer gedachten auch die Dorfbewohner, die den 17. Juli 2014 wohl niemals vergessen werden:



"Wir waren zu Hause. Plötzlich kam eine derart starke Explosionswelle, dass die metallenen Garagentore zuschlugen und die Fenster barsten. Es war schrecklich."



Hilfe leisten konnte keiner mehr:

"Wir kamen nur fünf Minuten später. Wir haben geweint wollten helfen. Füße und Hände lagen umher. Ich sah ein Kleinkind mit Windeln aber ohne Kopf."



Vor einem Jahr war hier Kriegsgebiet. Das erschwerte von Beginn an die Untersuchungen. Vor Ort waren zunächst nur die Beobachter der OSZE aber keine Absturzexperten. Wegen der Kämpfe musste sie die Untersuchung im August einstellten; monatelang war die Absturzstelle verweist. Doch dann wurden die großen Wrackteile abtransportiert und im April waren wieder internationale Experten vor Ort; gesucht wurde nach sterblichen Überresten von zwei Opfern, allerdings vergeblich. Unversöhnlich ist weiter der Streit um die Verantwortlichen für den Abschuss. Das zeigte auch die heutige Gedenkfeier, bei der das Oberhaupt der sogenannten Volksrepublik von Donezk, Alexander Zachartschenko, sprach:

"Wir sind auch weiter bereit, alle nötige Hilfe zu leisten, um die verbrecherische Regierung der Ukraine zu bestrafen, die für diese Tragödie verantwortlich ist."

Kiew weist diese Vorwürfe kategorisch zurück und beschuldigt die Rebellen, die Maschine abgeschossen zu haben. Trotz allen politischen Beigeschmacks ist das Mitgefühl der Dorfbewohner mit den Hinterbliebenen echt, von denen keiner gekommen war. Gebete durch alle Religionsgemeinschaften bildeten den Abschluss der Trauerfeier. Dann stiegen 298 weiße Luftballons für die Opfer in den Himmel der Ostukraine, wo die Kämpfe zwar nachgelassen haben, Friede aber noch nicht in Sicht ist.

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