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Gedenken an die Opfer des Majdan Wehrschütz

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Berichte Ukraine
In Kiew haben gestern Abend auf dem Platz der Unabhängigkeit Tausende Menschen den Opfern der Majdan-Bewegung vor einem Jahr gedacht. Am 20. Februar starben am dem Majdan im Kugelhagel fast 50 Demonstranten aber auch die Polizei hatte Opfer zu beklagen. Ungeklärt ist bis heute vor allem die Frage, wer den Einsatz der Scharfschützen befohlen hatte, und wer sie waren. Einen Tag später stürzte dann Präsident Viktor Janukowitsch und das ukrainische Drama begann, das bis heute andauert. Über die Feiern am Majdan berichtet unser Korrespondent Christian Wehrschütz:

Mozarts Requiem bildete die Begleitmusik zum Gedenken an die Opfer der Majdan-Bewegung vor einem Jahr. Tausende Menschen waren gekommen, um der sogenannten „Himmlischen Hundert“ zu gedenken, denn etwa 100 Personen wurden insgesamt auf dem Majdan getötet. Die Anhänger der Bewegung sprechen von der „Revolution der Würde“, die vor einem Jahr stattfand. Sie wertete der ukrainische Präsident Petro Poroschenko so:

„Hier auf dem Majdan haben wir nicht nur mit den Marionetten von Janukowitsch gekämpft; sondern jetzt ist auch klar, dass die russische Aggression mit dem Auftritt in Vilnius begann als man am 29. November den historischen Vertrag über die Assoziierung zu unterschreiben hatte. Doch zuvor entschied am 21. November eine antiukrainische Regierung, den Weg der Ukraine nach Europa zu stoppen. Die Revolution der Würde wurde zur ersten siegreichen Schlacht im Kampf um unsere Unabhängigkeit.“

Weit weniger pathetisch und vor allem effizient verläuft die juristische Aufarbeitung der Morde. Nur zwei Sonderpolizisten sind in Haft, kein einziger Fall hatte bisher ein juristisches Nachspiel. Am Majdan starb am 20 Februar auch der damals 52-jährige Sergij Bondartschuk, ein Physiklehrer in einem Gymnasium aus dem Kreis Chmelnitzkij. Sein Sohn Volodimir leitet heute eine Vereinigung der Hinterbliebenen der Majdan-Opfer; zum juristischen Schneckentempo bei der Aufarbeitung der Morde sagt Volodimir Bondartschuk:

„Die Richter wollen nicht die Verantwortung übernehmen, wegen des großen Aufsehens dieses Falles. Daher wollen die Richter diesen Fall mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln von sich schieben.“

Die Majdan-Bewegung sieht er als Wendepunkt in der ukrainischen Geschichte; Volodimir Bondartschuk:

„Das war eine Revolution der Würde; die Himmlischen Hundert haben die Ukraine und die Menschen verändert, obwohl leider nicht alle. Verändert wurde die Entwicklungsrichtung der Ukraine. Diese Revolution der Würde gab der Ukraine die Chance, für uns alle die Ideale dieser Revolution zu verwirklichen.“

Doch von der Verwirklichung ist die Ukraine noch Lichtjahre entfernt. Zwar wurde das korrupte Regime von Präsident Viktor Janukowitsch gestürzt;  doch die Krim ging verloren, der Krieg in der Ostukraine kostete Tausende das Leben und machte fast zwei Millionen zu Flüchtlingen. Hinzu kommt die enorme soziale und wirtschaftliche Krise. Die Hoffnungen der Majdan-Idealisten auf ein besseres Leben gleichen bis heute eher einem fernen Traum.

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