Österreichisches Rotes Kreuz hilft in der Ostukraine
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Berichte Ukraine
Großer Andrang herrscht jeden Tag vor der Rot-Kreuz-Zentrale in der Stadt Severodonezk, 70 Kilometer von der Rebellenhochburg Lugansk entfernt. Brot wird im Parterre ausgegeben, während im ersten Stock Nahrungsmittelpakte verteilt werden: Sechs Fischkonserven, Nudeln, fünf Kilo Mehl, Zucker, Salz, zwei Liter Öl. Pro Tag werden 150 Familien mit Rationen versorgt, die das Rote Kreuz aus Österreich finanziert hat. Klar festgelegt sei der Verteilungsschlüssel, erläutert die ukrainische Rot-Kreuz-Helferin Lidija:
"Einen Sack bekommt eine Familie; hat sie mehr als drei Kindern bekommt die Familie zwei derartige Säcke; bei sechs und noch mehr Kindern gibt es drei."
Die Hilfe muss für einen Monat reichen; zwei Säcke bekommen hat die 31-jährige Gulnara; sie hat zwei schulpflichtige Kinder und erwartet demnächst ihr drittes Kind. Untergekommen ist die Familie in einer Zimmer-Küche-Wohnung, die Verwandten gehört; darin lebt noch der Ehemann. Auch wegen der Schwangerschaft floh die Familie bereits im August aus dem Kriegsgebiet nach Severodonezk:
"Mein Mann findet hier keine Arbeit; Vertriebene stellt man nicht ein. Man ist nicht sehr willkommen. Er ist auf Arbeitssuche.“
Die Krise in der Region ist aber viel älter als der Krieg; das zeigen Industrieruinen aus sowjetischer Zeit. Versuche eines Strukturwandels gab, es doch ein wirklicher Aufschwung setzte auch in Friedenszeiten nicht ein. Der Krieg verschärfte natürlich die Lage. Aus dem Kriegsgebiet sind bisher 130.000 Personen offiziell als Binnenvertriebene registriert worden. Schätzungen gehen von mehr als doppelt so vielen Flüchtlingen aus. Von der Krise konnte sich auch die Delegation des österreichischen Roten Kreuzes überzeugen, das gestern in Severodonezk war. 500 Familien und 2.500 Haushalten kann in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Roten Kreuz geholfen werden; das sagt Max Santner vom Roten Kreuz:
"Der Bedarf ist riesengroß; es gibt hier allein in Severodonezk 30.000 Binnenvertriebene, und die müssen unterstützt werden, die haben alles verloren; ihre Häuser sind kaputt, und hier diese Menschen zu unterstützen, das wäre unser Ziel."
Das Hilfsprojekt läuft Ende März aus; ob Geld für eine Fortsetzung aufgetrieben werden kann, ist ungewiss.