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Prvomajsk zwischen Geisterstadt, Artilleriefeuer und Freischärlern

Sonstiges
ZiB1
Berichte Ukraine
In der Ostukraine ist trotz aller Ankündigungen von einer Waffenruhe nichts zu merken. Artillerieduelle und Zerstörungen von Häusern und Infrastruktur werden immer schlimmer; auch die Zivilbevölkerung leidet immer mehr, weil die winterlichen Temperaturen die Lage der Ausgebomten noch verschlimmern. Seit Monaten unter Artilleriefeuer liegt auch die Stadt Prvomajsk im Kreis Lugansk, in der selbst kaum russische Hilfe eintrifft. Prvomaisk, die „Erste-Mai-Stadt“, wird immer mehr zur Geisterstadt:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Insert1: Vera, ausgebombte Bewohnerin in Prvomajsk

Insert2: Svetlana, ausgebombte Hausfrau in Prvomajsk

Gesamtlänge: 1’35

Der Beschuss dieses Wohnhauses im Zentrum von Prvomajsk ist eine weitere militärisch sinnlose Zerstörung des Krieges. Der Artillerieangriff erfolgte nach Angaben der Bewohner aus ukrainischen Stellungen. Manche kamen nur mit Glück mit dem Leben davon:

„Ich war zu Hause und habe Tee getrunken; hätte die Granate zwei Meter näher eingeschlagen, wäre es aus gewesen. Ich habe mich in der Badewanne versteckt.“

Der erste Beschuss vor einigen Wochen zerstörte nur die Fester; jetzt ist die Wohnung ein Trümmerfeld. Wiederum stehen Menschen vor dem Nichts. Der Angriff am Nachmittag beschädigte auch dieses Heizwerk schwer; bei winterlichen Temperaturen fällt in vielen Häusern die Heizung aus. Glück hatten Werksarbeiter, die nur leicht verletzt in einen Keller flüchten konnten. Seit Monaten liegt Prvomajsk unter Artilleriefeuer; die Zerstörungen sind groß; mehr als die Hälfte der 38.000 Bewohner ist geflohen; die Geisterstadt halten weiter lokale Kosaken-Truppen der prorussischen Rebellen. Sie haben Suppenküchen eingerichtet, damit wenigstens eine warme Mahlzeit pro Tag garantiert ist. Die Rebellen versorgen auch diesen Luftschutzkeller; bevölkert wird er vor allem von Frauen und Kindern:

„Auch unser Haus wurde ausgebombt, und keiner lebt mehr dort. Mein Mann will aber die Wohnung nicht allein lassen, damit es zu keiner Plünderung kommt.“

Unterricht gibt es in der Stadt nur mehr zwei Mal pro Woche; der Luftschutzkeller ist jetzt das zu Haus dieser Kinder; ihre Zukunftsperspektive ist höchst ungewiss, weil nicht nur Schulen, sondern auch Betriebe in der Stadt bereits zerstört worden sind.

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