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Die düstere Zukunft des Bergbaus in der Ostukraine

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Berichte Ukraine
Der Krieg in der Ostukraine hat auch Schwerindustrie und Bergbau massiv getroffen. Einerseits wurden Kohlegruben zerstört, anderseits gibt es keine Wirtschaftsbeziehungen zwischen Kiew und den Rebellenhochburgen in Donezk und Lugansk. Die Ukraine muss daher Kohle aus Russland und Südafrika importieren. Ironischerweise entlastet das sogar das ukrainische Budget, weil die importierte Kohle viel billiger ist als die aus den staatlichen Gruben der Ostukraine. Wie massiv und gleichzeitig schmerzlich der nicht vollzogene Strukturwandel die Ostukraine trifft zeigt folgende Zahl. 1991, beim Zerfall der Sowjetunion arbeiten 1,2 Millionen Menschen in der Ostukraine im Kohlebergbau; im Vorjahr waren es nur mehr 200.000. Viele von ihnen stehen durch den Krieg nun ebenfalls vor dem nichts:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Zitate: Anatolij Akimotschkin, Vertreter der Kohle-Gewerkschaft in Kiew

Gesamtlänge: 2’35

Bereits vor dem Krieg zählten viele ukrainische Kohlegruben zu den unsichersten der Welt. So gefährlich die Arbeit für den Bergmann war, so unrentabel waren viele der 100 staatlichen Gruben, die nur die Subventionen aus Kiew am Leben gehalten wurden, weil die Regierung nicht in der Lage war, Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. Der Krieg hat die Krise nun zusätzlich verschärft:

"Seit August werden die Kumpel in den Gruben nicht entlohnt, die auf dem Rebellen-Gebiet liegen. Zweitens wird die Subvention nun auch nicht ausbezahlt. Das ist eine Katastrophe für diese Gruben, die so nicht überleben können. Dort kostet eine Tonne 200 US-Dollar und mehr, während man aus Südafrika Kohle importieren kann, die alles in allem nur 100 US-Dollar kostet. Hinzu kommt noch, dass die Kohle nur niedrige Qualität und einen hohen Schwefelgehalt aufweist. Daher wird außerhalt der Ukraine niemand diese Kohle kaufen."

Gruben stehen aber auch still, weil sie mit Artillerie beschossen wurde. Diese wurde bisher nicht schwer beschädigte; andere hatten dieses Glück nicht:

"Etwa 17 Gruben sind derzeit bereits vollständig verloren, weil sie durch den Krieg zerstört wurden und unter Wasser stehen. Rechnet man, dass in jeder Grube durchschnittlich 1.500 Mitarbeiter beschäftigt waren, dann haben insgesamt bereits bis zu 30.000 Personen ihren Arbeitsplatz verloren."

Die prorussischen Rebellen verkünden ihrer Bevölkerung, dass der Bergbau die angestrebte Unabhängigkeit finanzieren könne. Gehofft wird auf Russland als möglichen Absatzmarkt, eine Hoffnung, die wohl ein Irrglaube sein dürfte:

"Nebenan im russischen Kreis Rostow wurden alle Gruben geschlossen, die ukrainischen Gruben ähnlich sind. Mehr als 100 wurden dort in den vergangenen 20 Jahren zugesperrt. Dieses Schicksal erwartet auch viele Schächte auf Rebellengebiet. Russland wird diese Kohle nie kaufen, weil es sie nicht braucht. 300 Millionen Tonnen Kohle produziert Russland pro Jahr, das daher selbst am Export interessiert ist. "

Darüber hinaus tickt in diesem Schacht noch eine ökologische Zeitbombe. In sowjetischer Zeit wurde hier ein unterirdischer Atomtest durchgeführt. Seit Jahren steht die Grube still; groß ist aber die Angst, dass radioaktive Stoffe das Grund- und Trinkwasser verseuchen könnten, weil Kontrollen der Grube und des Wassers nun ebenfalls nicht stattfinden können.

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