Notlage in der Ukraine und die Hilfe der Caritas
Sonstiges
Heute Mittag
Berichte Ukraine
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine
Insert1: Natalia (53), Bewohnerin von Slowjansk
Insert2: Andrij Waskowycz, Direktor der Ukrainischen Caritas
Insert3: Natalia, Flüchtling aus der Stadt Donezk
Insert4: Klaus Schwertner, Generalsekretär Caritas Wien
Gesamtlänge: 3‘23
In Slowjansk sind die Spuren der langen Kämpfe auch fast drei Monate nach deren Ende noch immer sichtbar. Vor allem in den Außenbezirken sind noch viele Gebäude zerstört. Denn für einen umfassenden Wiederaufbau fehlt der Ukraine das Geld. Davon betroffen sind auch Natalia und Dmitri; das Ehepaar sorgt auch um ihren siebenjährigen Enkel Danilo; sein Vater ist verstorben, der Aufenthalt seiner Mutter unbekannt. Zu Mittag ist Schmalhans Küchenmeister, weil die Großeltern insgesamt mit einer Pension von etwa 100 Euro auskommen müssen:
„Wir kaufen vor allem Körnerfrüchte, Brot, Zucker, Tee; hin und wieder kaufen wir billige Wurst, weil das unser Enkel mag; dann kaufen wir 200 bis 300 Gramm gekochte Wurst. Doch Milch und Fleisch sehen wir fast nie.“
Durch Artilleriebeschuss wurden einige Fenster zerstört; ihre Erneuerung finanziert nun als Pilotprojekt die ukrainische Caritas mit finanzieller Hilfe der Caritas aus Österreich. Etwa 800 Euro kostet die Wiederherstellung für dieses Haus; insgesamt 1000 Fenster will die Caritas finanzieren, die Masse betrifft die Erneuerung von Glasscheiben. Die Caritas springt ein, weil die Ukraine de facto bankrott ist:
„Der ukrainische Staat lebt eigentlich heute durch die Kredite des Internationalen Währungsfonds und hat eigentlich keine Mittel, um diesen sozialen Nöten zu begegnen.“
Die Ukraine ist ein Land enormer sozialer Gegensätze; das zeigt auch die ostukrainische Stadt Charkiw mit ihrem mondänen Zentrum. Die Gegensätze in der Millionenstadt haben Flüchtlingselend und Krieg noch verschärft: auf den Dank an die Soldaten folgt die Werbung für teure Uhren, die sich in dem Lager am Stadtrand wohl alle 300 Flüchtlinge zusammen nicht leisten können. Die meisten stammen aus den Regionen Donezk und Lugansk, wo die Kämpfe erst in jüngster Zeit abgeflaut sind, aber noch immer kein wirklicher Frieden herrscht:
„Ich möchte wirklich zurück; und zwar sehr gerne; doch jetzt geht es nicht. Mit meinem Baby fahre ich nicht dorthin zurück.“
Das Lager besteht, weil dieses Ehepaar das Areal zur Verfügung gestellt hat; staatliche Hilfe für die Privatinitiative gab es bisher nicht. Doch auch die beiden spüren die Krise, und sind mit der Stromrechnung im Rückstand; dabei ist das ehemalige sowjetische Pionierlager nicht winterfest; der Einbau der Heizung stellt bereits eine große finanzielle Herausforderung dar. Die österreichische Caritas unterstützt das Lager mit Lebensmitteln; die Caritas finanziert in der Ukraine langfristige Projekte der Alten- und Kinderbetreuung; für die Nothilfe konnten nun 250.000 Euro durch Spenden aufgebracht werden:
„Wir haben in den letzten Wochen Akut- und Nothilfe geleistet; es geht um Lebensmittelpakete, es geht um Hygienepakte, und jetzt wird es vor allem darum gehen, wie können die Menschen für den Winter vorbereitet werden.“
Die Menschen in den ukrainisch kontrollierten Landesteilen haben nun vielleicht einen Funken Hoffnung, obwohl die Zeit wegen des bevorstehenden Winters bereits drängt.