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Erster Schultag zwischen Feier und Krieg

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Berichte Ukraine
In der Ukraine hat heute wieder die Schule begonnen – allerdings nicht in allen Landesteilen. Wegen des Krieges ist der Schulbetrieb im östlichen Landesteil, also in den Kreisen Lugansk und Donezk, nur eingeschränkt möglich. Allein im Kreis Donezk sind 60.000 Schüler vom Entfall des Unterrichts betroffen, das ist mehr als ein Fünftel aller Schulpflichtigen des Kreises. Diese Beeinträchtigung ist nur eine der vielen negativen Folgen des Krieges für die Bevölkerung vor allem der Ostukraine.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Insert1: Polina Scharikowa (12), neue Schülerinin Artjemowsk

Insert2: Polina Scharikowa (12), neue Schülerinin Artjemowsk

Insert3: Olga Bilenko Schuldirektorin in der Stadt Artjemowsk

Insert4: Alexander Zubarjew, Leiter des Stadtschulrates in Slowjansk

Insert5: Juri Solowjew, Landesschulinspektor des Kreises Donezk

Gesamtlänge: 2’45

Der Beginn des Schuljahres wird in der Ukraine als Feiertag begangen. Wie hier in dieser Schule in der Stadt Artjemowsk, 70 Kilometer nördlich von Donezk, bieten Mitschüler und Lehrer den Tafelklasslern ein besonderes Programm, um den ersten Schultag zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Doch auch für die 12-jährige Polina Scharikowa ist es der erste Tag an dieser Schule; im Vorjahr schloss sie noch die sechste Klasse in Donezk ab; wegen des kriegsbedingten Ausfalls des Unterrichts geht sie nun in Artjemowsk in die siebente Klasse;

„Mir gefällt diese Klasse sehr gut; sie ist sehr freundlich, man hat mich gut aufgenommen, und ich habe schon einige Freundinnen.“

Polina lebt nun bei ihren Großeltern in einem Dorf, 20 Minuten von der Stadt entfernt. Doch wie verkraftet sie die Trennung von ihren Eltern, die in Donezk geblieben sind?

„Ich weiß, dass mich Vater und Mutter lieben; daher telefoniere ich mit ihnen und ich mache mir keine Sorgen.“

Das Mädchen und sein Schicksal sind in dieser Schule kein Einzelfall:

„Derzeit haben wir 20 Kinder, die aus umliegenden Städten zu uns gekommen sind. Alle konnten in unserem Bezirk, nicht weit weg von der Schule, eine Unterkunft finden.“

Die Stadt Artjemowsks war nur marginal vom Krieg betroffen; im Gegensatz dazu war Slowjansk monatelang umkämpft, die Zerstörungen waren beträchtlich, betroffen waren auch Schulen:

"Von 52 Gebäuden haben 27 gelitten, davon 8 schwer. Gott sei Dank haben wir keine zerstörten Schulen. Es gab aber direkte Artillerietreffer, geborstene Fenster, und in einigen Schulen hat es gebrannt. Dank der intensiven Arbeit aller war es möglich, dass das Schuljahr zeitgerecht beginnt."

Um den Zeitplan einzuhalten, legten Eltern und Lehrer selbst Hand an. In Slowjansk gibt es 10.000 Schulpflichtige; im gesamten Kreis Donezk 340.000 und 1.100 Schulen; durch Gefechte wurden einige erst jüngst schwer beschädigt, bei anderen fehlen Kinder und Lehrer, die geflohen sind:

"In einem Drittel der Schulen des Bezirks gibt es keinen Unterricht Betroffen sind etwa 100.000 Kinder; das sind die Kinder, die diese Schulen früher besucht haben. Doch viele haben diese Gebiete verlassen, so dass dort etwa 60.000 Kinder verblieben sind."

Die prorussischen Rebellen haben angekündigt, dass in Donezk und anderen von ihnen kontrollierten Städten der Unterricht am 1. Oktober beginnen soll. Ob das möglich ist, wird auch von der Kriegslage abhängen.

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