× Logo Mobil

Ohne Minsk weiter Krieg und großes Mißtrauen

Sonstiges
ZiB2
Berichte Ukraine


In der weißrussischen Hauptstadt Minsk wird es morgen einen neuen Anlauf für eine Verhandlungslösung für den Konflikt in der Ostukraine geben. Denn in Minsk wird es zu einem Treffen der Präsidenten Russlands und der Ukraine, Vlasdimir Putin und Petro Poroschenko kommen. Mit dabei sind auch führende Vertreter der EU. Eine Friede in der Ostukraine wird immer dringender; einerseits steigen die Flüchtlingszahlen; anderseits wächst die Gefahr, dass durch die Raketen- und Artillerieduelle auch Fabriken und Kraftwerke getroffen und zerstört werden.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Insert1: Amateurvideo

Insert2: Valentina, Krankschwester in Schachtjorsk

Insert3: Valentina, Krankenschwester in Schachtjorsk

Insert4: Tatjana, Verkäuferin in Torez

Insert5: Tatjana, Verkäuferin in Torez

Gesamtlänge: 2’33

Raketenwerfer vom Typ GRAD sind alte sowjetische Waffensysteme mit großer Feuerkraft aber sehr ungenau; das kann zu Katastrophen führen. Diese Koksfabrik mit einer stillgelegten Chemiefabrik wurde heute in einem Vorort von Donezk getroffen; ob Giftstoffe austreten, ist noch unklar. Dagegen profitierte dieses Kohlekraftwerk von der Ungenauigkeit der Artillerie; getroffen wurde nur das Feld; wegen der Trockenheit brennt es wie Zunder, doch der Feuerwehr fehlt es an Benzin. Bleibt die Hoffnung, dass der Wind die Flammen nicht in Richtung Gasleitung treibt. Immer schlechter wird auch die Versorgung der Bevölkerung, wie hier in Schachtjorsk, 40 Kilometer östlich von Donezk. Viele Bewohner haben die Stadt verlassen, die vom Krieg gezeichnet; sein Ende sei nur möglich sollten in Minsk Russland und die Ukraine morgen einen gemeinsamen Nenner finden:

„Wenn sich Putin mit Poroschenko nicht einigt, wird der Krieg weitergehen. Natürlich muss es zu einer Aussöhnung kommen.“

Eine Abspaltung des Donez-Beckens lehnt sie strikt ab:

„Ich will in einer einigen Ukraine leben; ich bin Patriot meines Landes; und was die Freischärler tun – wie haben sie unsere Stadt zerbombt und alle unsere Geschäfte, unsere Hühnerfarmen und Fabriken auseinander genommen. Nichts ist uns geblieben. Und wie weiter; was denken sie eigentlich?“

Anders denkt diese junge Frau in der Nachbarstadt Torez:

„Eine Aussöhnung zwischen der Ukraine und dem Donbass wird es niemals geben. Sollte die Ukraine gewinnen, werde ich auswandern; unter einer derartigen Regierung will ich nicht leben.“

Tatjana arbeitet als Verkäuferin in diesem Geschäft; es hat als eines der wenigen noch geöffnet; die Waren müssen selbst in Donezk geholt werden, eine geregelte Zustellung gibt es nicht mehr. Die 36-jährige glaubt nicht, dass es morgen in Minsk einen Kompromiss geben wird:

„Ich glaube nicht, dass es unter Poroschenko Frieden gibt. Als er einen Waffenstillstand verkündete, wurden hier Menschen getötet. Ich glaube ihm kein Wort, er versucht nur aus dieser Lage herauszukommen.“

Durch den Krieg wurde auch Torez zur Geisterstadt; noch könnte das Feuer des Krieges vor dem Wintereinbruch gelöscht werden; noch gab keine Umweltkatastrophe; doch mit jedem weiteren Tag steigt die Gefahr, dass es in der Ostukraine nicht nur bei einem Steppenbrand bleibt.

Facebook Facebook