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Ukrainische Neonazis im Kampf gegen prorussische Rebellen

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Berichte Ukraine
Wie groß ist der Anteil von ukrainischen Neonazis im Kampf gegen die prorussischen Rebellen. Diese Frage und die Frage nach der Rolle neonazistischer Gruppen wird bereits seit dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch Ende Februar durch die Majdan-Bewegung in Kiew immer wieder gestellt. Vor allem russische Medien haben dieses Bild massiv verbreitet, und für die Rebellen der Ostukraine ist die Führung in Kiew ebenfalls eine Ansammlung von Faschisten. Mit diesen Begriffen ist daher Vorsicht geboten; zwar kämpfen auch ukrainische Neonazis gegen die Rebellen, ihre Bedeutung dürfte aber weit geringer sein als von vielen Medien dargestellt:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz/Christian Linninger aus der Ostukraine und Kiew

Insert1: Andreas Umland, Politologe in Kiew

Insert2: Andreas Umland, Politologe in Kiew

Insert3: Semjon Sementschenko

Insert4: Semjon Sementschenko

Gesamtlänge: 2’49

Im Krieg in der Ostukraine sollen auf ukrainischer Seite etwa 30.000 Soldaten und 2.000 Kämpfer in Freiwilligen-Verbänden im Einsatz sein. Das Bataillon Asow gilt dabei als Hord ukrainischer Neonazis. Ihr Auftreten, hier bei einer Angelobung in Kiew, verstärkt diesen Eindruck, ebenso ihre Symbole, sowie die Aussage ihres Kommandanten, Andrij Bilezki, wonach es die historische Mission der Ukraine sei, „die weißen Rassen der Welt in einen finalen Kreuzzug für ihr Überleben zu führen“. Seine Einheit dürfte aber nur 300 Mann zählen, bei insgesamt 45 Millionen Ukrainern:

"Mich erinnert das etwas an die Diskussion um den Euro-Majdan, wo es auch große Aufmerksamkeit gegeben hat für die Rechtsextremisten und die Ultranationalisten unter den Demonstrierenden, die aber letztlich nur einen kleinen Teil der Demonstranten ausgemacht haben. Das hat sich dann auch an den Wahlergebnissen am 25. Mai dieses Jahres gezeigt, als die Rechtsextremisten weniger als zwei Prozent bei den Präsidentenwahlen erhalten haben.“

Nicht bekannt sind auch Übergriffe auf die russische Volksgruppe der Ostukraine

"Das wirft eigentlich dieses Bild, was oft in den Medien gezeichnet wird, durcheinander, dass es hier ukrainisch-sprechende oder ukrainische Rechtsradikale gibt, die russische Minderheiten verfolgen. Das scheint offenbar gar nicht der Fall zu sein."

Außerdem gibt es ukrainische Freiwilligen-Verbände wie das „Bataillon Donbass“, in dem vorwiegend Russisch gesprochen wird. Sein Kommandant Semjon Sementschenko trägt zum Schutz seiner Verwandten eine Maske; dem verbreiteten Klischee entspricht er nicht:

„Mein Großvater kämpfte für die Sowjetunion und ich wurde im Geiste des sowjetischen Patriotismus erzogen, an den ich aufrichtig geglaubt habe. Mich daher für einen Neonazi zu halten, ist sehr dumm. Ich bin nicht einmal ein Nationalist, weil ich Russe bin. Ich bin Patriot. Zeigen sie mir hier einen Neonazi, dann können wir diese Frage erörtern.“

Sein 500 Freischärler zählende Einheit beschreibt er so:

„70 Prozent sind Bewohner des Donez-Beckens und der Rest stammt aus anderen Regionen der Ukraine. Das Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren. Wir haben sehr wenige Männer mit nationalistischen Ansichten. Auf ein Minimum haben wir das Plündern gesenkt, das in der russischen und der ukrainischen Armee blüht.“

Probleme dürften auch der Ukraine blühen, wenn es dereinst nach dem Krieg darum gehen wird, die Freischärler zu entwaffnen und ins Zivilleben wieder zu integrieren. Ein wachsames Auge auf diese Verbände ist daher auf jeden Fall geboten.

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