Gefechtslage und Tote in der Ostukraine

In Kiew will Staatspräsident Petro Proschenko in den kommenden Tagen das Parlament auflösen, um damit den Weg für vorgezogene Parlamentswahlen Ende Oktober frei zu machen. Völlig unklar ist derzeit, wie in weiten Teilen der Ostukraine gewählt werden soll. Bei Kämpfen und durch Beschuss starben seit gestern etwa 40 Personen, darunter 32 ukrainische Freiwillige. Etwas Hoffnung gibt es nun für den russischen Hilfskonvoi, der seit einer Woche an der Grenze zur Ukraine festsitzt. Zöllner haben mit der Abfertigung der ersten LKWs begonnen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Tatjana, Bewohnerin des Dorfes Sadowe

Katja, Brotlieferantin aus Schachtjorsk

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Schatjorsk

Gesamtlänge: 1’42

Raketenangriff der Rebellen auf die Stadt Ilowajsk. Der Verkehrsknotenpunkt ist seit Tagen umkämpft; ein Vordringen war nur bis zum Dorf Sadowe sieben Kilometer von Illowajsk entfernt möglich. Das Dorf halten die Rebellen, der Beschuss der ukrainischen Truppen setzte am Dorfrand ein Feld in Brand und zerstörte einen Transformator. Doch auch ein Haus wurde beschädigt; die Nachbarn kamen glimpflicher davon, trotzdem reicht es ihnen:

„Wir machen uns fertig und fahren jedenfalls zwei Tage weg; es wäre schrecklich, hier zu bleiben.“

In Donezk hatten Zivilisten weniger Glück; zwei starben in diesem Auto, weitere fünf vor einen Geschäft; mehrere wurden durch Beschuss verletzt. Auch das Kreismuseum wurde getroffen, das die Geschichte des Donbass dokumentiert. Weit schlimmer als in Donezk sieht es in Schachtjorsk aus, 50 Kilometer östlich. Das Stadtzentrum hat stark gelitten; eigentliches Ziel dürften Stellungen der Rebellen im Zentrum gewesen sein, die die Stadt weiter halten. Mit Brot versorgt wird die Stadt aus Donezk durch private Lieferanten, die Frage ist, wie lange noch:

„In Donezk arbeiten nur mehr zwei Großbäckereien; von einer beziehen wir das Brot.“

Die Zukunftsperspektive für die Bewohner der Ostukraine sieht wahrlich düster aus.