Lage in Donezk und die OSZE
Sonstiges
ZiB 2
Berichte Ukraine
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Donezk
Insert1: Dmitri, Familienvater aus Donezk
Insert2: Dmitri, Familienvater aus Donezk
Insert3: Anastasia (14) Schülerin aus Zugres
Insert4: Lika (11) (14) Schülerin aus Zugres
Gesamtlänge: 2’26
Je enger der Belagerungsring der ukrainischen Truppen wird, desto mehr Spuren des Krieges finden sich in Donezk. Betroffen sind dabei nicht nur Gebäude oder Felder, in deren Nähe die Rebellen etwa Straßensperren errichtet haben. Auch rein zivile Ziele werden getroffen wie dieses Haus in der Vorortsiedlung Luganskoe, weil die Raketenwerfer und die Artillerie sehr ungenau sind, die auch die Innenstadt von Donezk beschießen. Noch sind Zerstörungen und Opferzahlen gering – gemessen an der Größe der Millionen-Stadt, doch immer weniger Bewohner wollen es darauf ankommen lassen, obwohl es keine Engpässe bei Lebensmitteln gibt:
„Wir verlassen heute Donezk, daher habe ich keine Angst vor Engpässen.“
Ziel ist eine Stadt in 40 Kilometern Entfernung, die ukrainische Truppen kontrollieren. Der Familienvater ist ein Gegner der prorussischen Rebellen:
„Wir hoffen zurückzukehren, sobald Donezk befreit ist.“
Die Absetzbewegung ist klar sichtbar. Reger Verkehr herrscht auf diesem Busbahnhof, von dem man in die Hafenstadt Mariupol oder auf die Krim gelangen kann. Dass viele Bewohner nach Russland fliehen, zeigt dieser Bus. Er fährt nach Rostow am Don; bereits mehr als 100.000 Bewohner der Ostukraine haben ihr Ziel Russland erreicht. Ihr Ziel endlich erreicht haben heute die OSZE-Beobachter und internationalen Experten. Sie konnten zum Absturzgebiet der malaysischen Passagiermaschine gelangen, Bilder davon gibt es aber nicht. Ziel war die Beurteilung der Lage vor Ort. Nötig dazu war ein großer Umweg über ukrainisch kontrolliertes Territorium, weil um die Stadt Schachtjorsk, die auf dem Weg zu den Wrackteilen liegt, wieder gekämpft wurde. Friedlich war es in Zugres, 15 Kilometer von Schachtjorsk entfernt. Aber auch in Zugres wurde der Schulbeginn um einen Monat auf ersten Oktober verschoben:
„Viele Lehrer sind weg, daher werden viele Fächer und Stunden ausfallen.“
Fluchtgedanken gibt es auch hier:
„Wenn auch bei uns geschossen wird, fahren wir nach Russland“.
Fraglich ist, wie lange es in Zugres noch friedlich bleiben wird
„Natascha, mir geht es gut; ich lebe und bin gesund; viel Glück; grüß mir Altai.“
Dieser Rebell bat uns, seine Frau grüßen zu dürfen; ob sie die Botschaft in Russland erreicht, ist fraglich.