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Kämpfe in der Ostukraine gefährden Wasserversorgung

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Berichte Ukraine


Der Krieg in der Ostukraine macht das Leben der Bevölkerung immer schwieriger und schädigt auch immer stärker die Wirtschaft. In der umkämpften Stadt Lugansk gibt es in manchen Bezirken gar kein Wasser, im Bezirk Donezk muss die Stadt Krasnoarmejsk bereits seit mehr als einer Woche mit Tankwagen versorgt werden. Doch stehen wegen Wassermangels auch die Kohlegruben still. Engpässe gibt es auch bereits in der Stadt Donezk selbst, die derzeit noch etwa 700.000 Einwohner zählen dürfte. Grund dafür sind wiederholte Beschädigungen der Hauptwasserader durch Artilleriebeschuss. Aus der Ostukraine berichtet unser Korrespondent Christian Wehrschütz:

Donezk ist eine Stadt mit vielen Parks und erweckt auf den ersten Blick nicht den Eindruck, unter Wassermangel zu leiden. Doch der Schein trügt. . Im Durchschnitt ist die Versorgung nur für jeweils vier Stunden in der Früh und am Abend gesichert. In einigen Hochhäusern fehlt es wegen zu geringen Wasserdrucks ganz. Der Nord-Donez-Kanal ist die Wasserader des Kreises. Er durchzieht den Kreis von der Stadt Krasnij Liman im Norden bis zur Hafenstadt Mariupol im Süden und ist etwa 250 Kilometer lang. Der Kanal besteht aus offenen Teilstücken und einem Röhrensystem. Durch Artilleriebeschuss wurde es mehrmals beschädigt; die Ausbesserungsarbeiten im Kriegsgebiet sind daher auch gefährlich. Doch am Kanal hängt fast völlig die Versorgung der Stadt Donezk. Da die Speicher kaum Wasser haben, gäbe es ohne Kanal bald kein Wasser mehr, betont der Chefingenieur des Wasserwerks Voda-Donbass, Alexander Jewdokimow:

„Ich rechne mit etwa bis zu fünf Tage. Wenn man den Verbrauch weiter einschränkt, dann auch noch länger. Doch daran will gar nicht denken. Wir bemühen uns mit allen unseren Kräften, den Kanal wiederherzustellen, und durch den Kanal die Stadt mit Wasser zur versorgen. Wir sprechen nicht über das Auffüllen der Speicher, sondern nur davon, der Stadt Wasser zu geben.“

Doch massiver Wassermangel beträfe nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Industrie der Stadt. Besonders sensibel sei Wassermangel für die Chemieindustrie, erläutert Jewdokimow:

„Das ist wirklich ein großes Risiko. Die Chemieproduktion darf nicht ohne Wasser bleiben, obwohl man ihr wegen der Probleme Wasser auch bereits mit LkWs geliefert haben. Wer das geliefert hat, weiß ich nicht. Das war als wir die erste Beschädigung des Kanals hatten, und er daher leer war.“

Nach Angaben des Chefingenieurs arbeitet der Kanal jetzt etwa mit halber Leistung. Die Versorgung von Donezk und dem gleichnamigen Bezirk leidet aber nicht nur unter dem Krieg, sondern auch unter der massiven Überalterung der Trinkwasserleitungen und der Kanalisation in den Städten. Dazu sagt Alexander Jewdokimow:

„Wir haben ohne die Stadt Donezk ein Netzwerk von 13.500 Kilometern für die Trinkwasserversorgung instand zu halten. Hinzu kommen noch 7.000 Kilometer an Kanalisation. Davon leiden unter völliger Materialermüdung mehr als 50 Prozent, doch die Leitungen arbeiten. Aber die Verluste sind groß. Etwa 35 Prozent des Wassers werden in den Leitungen und der Kanalisation verloren, bei den Städten ist es mehr, am flachen Land weniger.“

Somit ist auch die Wasserversorgung ein Beispiel dafür, wie schwierig der Weg der Ukraine zu einem modernen Staat sein wird, sollte der Krieg erst einmal dem Frieden gewichen sein.

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