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Nacht über Donezk und der Ostukraine

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ZiB24
Berichte Ukraine
In der krisengeschüttelten Ukraine werden im Herbst vorgezogene Parlamentswahlen stattfinden. Den Weg dazu freigemacht dazu hat heute der Rücktritt von Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk in Kiew. Er hat durch den Austritt zweier Parteien im Parlament keine Mehrheit mehr. Auf rasche Neuwahlen gedrängt hat insbesondere der neu gewählte Präsident Petro Poroschenko. Er will sich dadurch eine eigene Hausmacht im Parlament in Kiew schaffen. Völlig offen ist, ob bis Oktober auch in den Teilen der Ostukraine gewählt werden kann, in denen derzeit noch gekämpft wird und wie die zehntausenden Flüchtlinge an dieser Wahl werden teilnehmen können.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine

Wladislaw Seleznjew, Pressesprecher der „Antiterroristischen Operation“

Konstantin Kuzjmin , Bataillonskommandant der „Bergleute-Division“

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Donezk

Gesamtlänge: 2’48

Wenn es dunkel wird, wird die einstige Millionen-Stadt Donezk rasch zur Geisterstadt. Der Verkehr kommt zum Erliegen, die breiten Straßen des Zentrums sind leer. Praktisch leer sind die Parks, die Bürger, die geblieben sind, sitzen zu Hause. Schätzungen besagen, dass 300.000 Bewohner Donezk wegen des Krieges bereits verlassen haben. Durch Artillerie beschädigt wurden bereits kleinere Häuser in der Nähe des Zentrums. In anderen Städten wie in Dscherschinsk, sieht es noch viel schlimmer aus. Die Stadt liegt 40 Kilometer nördlich von Donezk auch hier zahlten Zivilisten die Zeche für die Kämpfe. Diese Schäden erklärten die ukrainischen Streitkräfte so:

„Ständig sind die Kämpfer bestrebt, die Einheiten der Antiterroristischen Operation zu diskreditieren. So wurden vorgestern und gestern an verschiedenen Enden einer Stadt Raketenwerfer stationiert und damit auch bewohnte Stadtteile beschossen. Dieser Beschuss wird dann versucht als Beschuss der ukrainischen Arme darzustellen. “

Das ist nicht auszuschließen; schwer zu glauben ist aber, dass die Rebellen die Außenbezirke von Donezk selbst beschossen haben sollen, noch dazu wo die Artillerie aus einer Gegend feuerte, die in ukrainischer Hand ist. Einer der Rebellen- Kommandanten beschuldigt die Ukrainer jedenfalls die Zivilbevölkerung bewusst zu terrorisieren:

"Das ist keine Antiterroristische Operation, wie sie das nennen, denn das wäre ein professioneller Kampf mit Terroristen. Doch sie ermorden Kinder, Alte Frauen und friedliche Bewohner, die nur zu Hause sitzen. Ich denke, sie wollen die Bevölkerung des Südostens."

Dem ist entgegenzuhalten, dass selbst Städte wie das lange umkämpfte Slowjansk viel weniger Zerstörungen aufweisen als etwa Städte, die im Jugoslawien-Krieg umkämpft waren. Alles andere als friedlich ging es gestern auch im Parlament in Kiew zu. Der Anlass war die Debatte über vorgezogene Parlamentswahlen. Sie werden im Oktober stattfinden, weil Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk nach dem Verlust seiner Mehrheit heute zurückgetreten ist. Ob bis Oktober auch in der gesamten Ostukraine gewählt werden kann, steht derzeit in den Sternen.

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