Immer mehr Schäden, Opfer und Flüchtling in der Ostukraine
Sonstiges
ZiB2
Berichte Ukraine
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Ostukraine
Insert1: Dina, Buchhalterin und Flüchtling aus Lugansk
Insert2: Dina, Buchhalterin und Flüchtling aus Lugansk
Insert3: Sascha, (8), Flüchtling aus der Stadt Gorlowka
Aufsager; Christian Wehrschütz aus der Stadt Krasnoarmejsk
Gesamtlänge: 2’49
Je mehr Zerstörungen und Tote es gibt, desto stärker wird die Flüchtlingswelle; das gilt derzeit vor allem für die 500.000 Einwohner zählende Stadt Lugansk ganz im Osten der Ukraine. Immer schwieriger und gefährlicher wird die Fahrt mit dem Auto, weil beide Seiten Brücken sprengen, um Truppenbewegungen und Nachschub zu erschweren. Das noch sicherste Verkehrsmittel ist der Zug; ihn nahmen auch diese Flüchtlinge aus Lugansk, um in die sichere Stadt Krasnoarmejsk, 60 Kilometer westlich von Donezk zu gelangen:
„Als wir weggefahren sind, war unser Haus noch heil. Doch wir verbrachten die ganze Nacht im Keller; als sie am Abend zu schießen begannen, bröckelte der Verputz von der Decke. Doch beim Nachbarhaus wurde das Dach zerstört und die Fenster gingen zu Bruch. Und auch Menschen starben.“
Zwar gibt es auch in Krasnoarmejsk seit drei Tagen kein Trinkwasser, weil eine Filteranlage im Bezirk gesprengt wurde, doch in der Stadt besteht ein Transitlager für Flüchtlinge, das das ukrainische Ministerium für Katastrophenschutz hier eingerichtet hat. Dina ist nun mit Tochter und Enkel hier, ihr Mann und ihr herzkranker Vater blieben in Lugansk zurück. Die Frau will weiter in den Nachbarbezirk Dnipropetrowsk:
„Wenn uns die Verwandten helfen können, dann gut, wenn nicht wenden wir uns an die Hilfsorganisation dort, damit wir eine Arbeit finden. Denn Geld haben wir keines. Wir sind praktisch mit nichts hierhergekommen.“
70 Personen sind derzeit im Lager, neben der Zeltstadt wird auch eine Schule genutzt, in der die Flüchtlinge auch versorgt werden. In der Schule sind Frauen mit kleineren Kindern untergebracht. Ihre Männer bleiben oft zurück, um Haus und Hof vor Plünderern zu schützen. Weniger traumatisiert sind meistens die Kinder, die oft die Gefahren nicht voll begreifen, denen sie entronnen sind. Das gilt auch für diesen Buben, der klare Berufspläne hat:
„Ich möchte Polizist werden, weil ich Verbrecher jagen will.“
Sascha wird wohl viel zu tun haben. Wenn dereinst wieder Frieden ist, wird sich die Ukraine nicht nur dem Wiederaufbau, sondern auch dem Kampf gegen Korruption und Kriminalität widmen müssen, die wegen der Rechtlosigkeit in der Ostukraine derzeit blühen, während die Zivilbevölkerung leidet.