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Reportage aus der „belagerten“ Stadt Slowjansk

Sonstiges
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Berichte Ukraine


Vor einigen Wochen hätte wohl kaum ein Österreicher gewusst, wo die ostukrainische Stadt Slowjansk liegt. Durch die Gefechte zwischen aufständischen prorussischen Milizen und ukrainischen Truppen hat sich das nun schlagartig geändert, und es vergeht kaum ein Tag, dass nicht über Kämpfe und Gefallen aus Slowjansk berichtet wird. Gestern herrschte in der 116.000 Einwohner zählenden Stadt eine Art Feuerpause und auch die Straßen waren offen. Diese Gelegenheit nutzte unser Korrespondent Christian Wehrschütz um sich selbst ein Bild vor Ort zu machen und folgende, doch eher unerwartete Reportage aus der Stadt zu gestalten, die ukrainische Truppen bisher jedenfalls nicht erobern konnten oder wollten

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Slovanjsk

Insert1: Lena, 35 Jahre und Mutter zweier kleiner Kinder

Insert2: Lena, 35 Jahre und Mutter zweier kleiner Kinder

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Slovjansk

Gesamtlänge:

Der Innenstadt von Slowjansk blieb bisher von Zerstörungen verschont, weil sich die Gefechte auf zwei Vorstädte konzentrieren. Doch gestern gab es auch in der Stadt einen Zwischenfall. In diesem Jeep starb der Fahrer, warum er erschossen wurde, lässt sich nicht ermitteln. Die Folgen der Gefechte in den Vorstädten sind aber im Zentrum spürbar. Die Straßen der 116.000 Einwohner zählenden Stadt sind menschenleer, und am Hauptplatz steht Lenin, der Staatsgründer der verflossenen Sowjetunion verwaist da, trotz des sonnigen Tages. Das Geld in den Bankomaten wird knapp, weil viele Banken ebenso geschlossen haben wie Schulen und viele Geschäfte. Das wirkt sich auch auf die Versorgungslage aus:

"Wir haben nur die Lebensmittel, die die Geschäfte am Stadtrand auf Lager haben, weil die Zufahrtsstraßen geschlossen sind. Diese Lager müssten natürlich aufgefüllt werden. Ich weiß nicht, wie das weitergeht, das ist sehr schlecht."

Ans Aufgeben denken die Bewohner trotzdem nicht und auch die junge Frau ist für die Loslösung von Donezk von der Ukraine:

"Ich will keine Ukrainerin mehr sein, nach den Ereignissen in Odessa; wie kann man so etwas anstellen, Menschen bei lebendigem Leib verbrennen. Daher will ich eine eigenständige Republik mit Regierung und Verfassung, die weder zur Ukraine noch zu Russland gehört."

Widerstandswillen demonstrieren auch die Aufständischen. Überall wurden Barrikaden errichtet, um ukrainische Truppen aufzuhalten, die bislang vor einem massiven Angriff zurückscheuen, weil ein Häuserkampf nur unter großen Verlusten zu führen wäre.

Hinzu kommt, dass die Straße Richtung Donezk vor allem von den Aufständischen kontrolliert wird, die damit bislang eine Nachschublinie offenhalten können.

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