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Österreichische Caritas hilft in der Ostukraine

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Die Ukraine prägt in diesen Monaten nicht nur eine tiefe politische, sondern auch eine tiefe soziale und wirtschaftliche Krise. Sie hat vor allem die russisch geprägten Kreise der Ost- und Südukraine massiv getroffen. Dazu zählt der Kreis Lugansk. Ein Drittel der 2,3 Millionen Einwohner sind Pensionisten; ihr Durchschnittsalter liegt bei nur 50 Jahren, weil in der krisengeschüttelten Bergbauregion viele in Frührente gingen. Während Frührentner oft schwarzarbeiten, haben viele alte Menschen nur eine minimale Rente und oft auch keine Verwandte. Um sie kümmert sich in Lugansk auch die österreichische Caritas; seit 15 Jahren betreut sie in Lugansk alte Menschen aber auch Familien mit behinderten Kindern.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Lugansk

Antonina Schetikowa Sozialarbeiterin der Caritas

Juri Alekseewitsch Solodilow Pensionist in Lugansk

Vera Nagatska, Leiterin der Caritas in Lugansk

Oksana Drobaha, Mutter

Gesamtlänge: 3’14

Das Zentrum von Lugansk macht einen sauberen und wohlgeordneten Eindruck. Doch der Schein trügt, denn nur einen Kilometer entfernt sieht die Lage anders aus. Im Kamenobrodskij Rayon, dem ältesten Teil der Stadt, ist die Infrastruktur viel schlechter. Am Markt dieses Bezirks beginnt die Sozialarbeiterin Antonina Schetikowa ihren Einsatz. Sie kauft für ein Pensionistenehepaar ein, das sie drei Mal pro Woche versorgt. Ausgegeben hat sie 20 Griwna, umgerechnet weniger als zwei Euro:

"Der Familie habe ich sechs Stück weiches Gebäck und eine Hauswurst mit Pilzen gekauft. Sie bestellen nicht sehr viel, weil sie nicht sehr viel Geld haben. Die Pension ist klein, und die Mehrheit des Geldes wird für Medikamente und für Gebühren ausgegeben. Sie bekommen keine Unterstützung und bezahlen alles selbst. Für Lebensmittel bleibt nicht viel Geld."

In diesem kleinen Häuschen lebt das Ehepaar, das keine nahen Verwandten mehr hat. Im Grunde ist für die alten Menschen die Sozialarbeiterin fast der einzige Kontakt zur Außenwelt. Der Mann ist 82 Jahre alt. Er diente für die Rote Armee in China und Korea; seinen Arm verlor er aber bei einem Arbeitsunfall. Seine Frau Alexandra ist zwei Jahre älter; sie war Malerin, hört und sieht schlecht. Zusammen haben beide 300 Euro Pension. Die Hilfe durch die Caritas ist für sie lebenswichtig:

"Die Hilfe ist gut; Antonina bringt uns Konserven und Nudeln und vieles anderer: Sie hilft uns auch beim Kochen. Wir sind sehr dankbar, alles ist sehr gut."

Insgesamt 60 Personen betreut die Caritas in Lugansk. Im Grund springt die Caritas dort ein, wo die staatliche Hilfe versagt oder nicht finanzierbar ist:

"Es läuft immer aufs Geld hinaus. Für die Heimbetreuung braucht man einen Sozialarbeiter, der bezahlt werden muss, und das lassen die Budgets in vielen Orten einfach nicht zu. Außerdem leistet der Staat überhaupt nur sehr selten materielle Hilfe."

Die Betreuung von behinderten Kindern ist das zweite Standbein der Caritas in Lugansk. In diesem Fall hilft die Sozialarbeiterin Olga der alleinerziehenden Mutter Oksana Drobaha und ihrer fünfjährige Tochter Varija. Abgesehen von materiellen Problemen haben Behinderte in Lugansk noch andere Schwierigkeiten

"Es gibt eine Straßenbahn; doch die Stufen kommt man kaum hinauf, mit dem Kind und dem Rollstuhl. Hätten wir eine Niederflurstraßenbahn, ginge es, doch in unserem Bezirk gibt es keine."

Hat man aber das Rehabilitationszentrum erreicht, ist die Betreuung vorbildlich. Der Idealismus ist groß, doch die Realität ist oft bitter. Das Zentrum heißt „Wiedergeburt“ – doch angesichts der massiven sozialen und wirtschaftlichen Krise wird es in der Ukraine noch lange dauern, bis dieser Name nicht nur für Behinderte Realität geworden ist.

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