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Die Lage im Osten der Ukraine im Grenzgebiet zu Russland

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Berichte Ukraine
Der Anschluss der Krim an Russland weckt in der Ukraine zwangsläufig Ängste, dass auch die südlichen und östlichen Landesteile dem Beispiel der Halbinsel folgen könnten. Konflikte zwischen Gegnern und Befürwortern der Ukraine gab es bereits in den Bezirken Charkiw und Donezk. In Donezk wurde dabei am 16. März, am Tag vor dem Referendum auf der Krim, ein Mann bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten getötet. Mit 4,5 Millionen Einwohnern ist Donezk der größte Bezirk der Ukraine. Jeder zehnte Bewohner lebt hier, und die Region erwirtschaftet ein Fünftel aller ukrainischen Exporte. Eine Abspaltung der Region, würde die Ukraine daher massiv treffen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus der Region Donezk

Insert: Sergej Taruta, Gouverneur der Region von Donezk

Der wichtigste Grenzübergang des Donbass-Gebiets zu Russland, ist knapp 100 Kilometer von Donezk entfernt. Nicht nur die Betonblöcke zeigen die angespannte Lage; viel geringer ist auch das Verkehrsaufkommen, obwohl Verwandte auf beiden Seite der Grenzen leben und viele Ukrainer in Russland arbeiten. Spürbar ist die Furcht, dass von Russland aus der Separatismus der Krim auf Donezk übergreifen könnte. Ja und Nein zu Russland ist im Donbass auch ein Generationenkonflikt:

„Vor allem die Jugend ist für Europa, während die Alten vor allem den anderen Lebensstandard in Russland sehen, und ihr Leben mit Russland verbinden; doch das ist der kleinere Teil der Bevölkerung. Die große Mehrheit will zweifellos eine einige Ukraine. Die Lage ist sehr kompliziert, und zwar auch deshalb, weil viele Leute aus Russland hierher geführt werden, um die Lage zu destabilisieren. Ich habe nichts gegen friedliche Demonstrationen, doch gewaltsame Proteste beunruhigen die Bewohner des Donbass.“

Die Spannungen symbolisiert der Lenin-Platz in Donezk. Beim Denkmal des Staatsgründers der zerfallenen Sowjetunion harren Demonstranten aus, die den Anschluss an Russland fordern. Blumen und Kerzen auf der anderen Seite erinnern an den pro-ukrainischen Demonstranten, der hier bei Ausschreitungen erstochen wurde. Zweifelhaft ist, ob die Ukraine allein dazu in der Lage ist, die Einheit des Landes zu wahren:

"EU und USA müssen ihre Verpflichtungen erfüllen. Das betrifft insbesondere die territoriale Integrität der Ukraine. Europa muss verstehen, dass es nun gilt; europäische Werte zu schützen, dabei darf es keine Kompromisse geben. Doch Europa muss auch dem ukrainischen Volk helfen, und zwar insbesondere in den östlichen Regionen, die finanzielle und humanitäre Hilfe brauchen."

Und welche Hilfe wird am dringendsten benötigt?

"Hilfe brauchen wir bei der Medizin, für Invalide, Altenheime und Waisenhäuser. Hier wurden viele Probleme jahrelang nicht gelöst. Heute warten Invalide bis zu zehn Jahre auf technische Hilfsmittel, die ihnen ein aktiveres Leben ermöglichen könnten. Wir brauchen auch Finanzhilfe, für arme Menschen. Hinzu kommt, dass in einigen Städten bis zu 60 Prozent in die Luft geheizt wird, während die Bewohner dafür zahlen müssen."

Denn reich wirkt nur das Zentrum von Donezk. Der Wohlstand endet bereits einige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, wo das sowjetische Donezk beginnt. Hinzu kommen viele unrentable Kohlegruben, die eigentlich geschlossen werden müssen. In Donezk beten jeden Abend Ukrainer für ihr Land. Abgesehen von Gottes Hilfe werden Kiew und Brüssel rasch handeln müssen, um der Region eine glaubwürdige Perspektive in der Ukraine zu bieten.

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