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Interview mit Sergej Klujew zur Lage in der Ukraine

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Nach dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch dominieren nun Politiker aus der Westukraine die Politik des Landes. Janukowitsch stammte aus dem russisch geprägten Osten. Dessen politischer Machtverlust und radikale Töne aus Kiew boten Moskau und der pro-russischen Führung der Krim den Vorwand, den Anschluss der Halbinsel an Russland zu betreiben. Abspaltungstendenzen gibt es auch in der Ost- und der Südukraine, und so muss nun die Führung in Kiew auf ehemalige Janukowitsch-Kader zurückgreifen, um diese Regionen bei der Stange zu halten. Dazu zählt der auch in Österreich als Geschäftsmann bekannte Sergej Petrowitsch Kljuew. Er ist Hauptaktionär der SLAV-Gruppe, die in der Ukraine und Österreich insgesamt 4.700 Mitarbeiter beschäftigen. Sergej Klujew war Klubobmann der Regierungspartei „Partei der Regionen“. Nun ist er einfacher Abgeordneter. Ukrainische Medien schätzten das Vermögen der Klujews auf 150 und 600 Millionen Euro.

CW: Auch in Donezk und Charkiw gab es prorussische Demonstrationen und Zusammenstöße. Wie groß ist die Gefahr, dass auch der Osten und Süden der Ukraine wegbricht, wenn sich die Krim von der Ukraine abspaltet.

K: "Darüber will ich nicht sprechen und schon gar nicht nachdenken. Ich hoffe, dass es keinen Domino-Effekt geben wird, und dass unsere führenden Politiker und unsere Regierung von Weisheit erfasst werden. Ich war gestern in Donezk, und dort stabilisiert sich grundsätzlich die Lage. Die Demonstrationen haben jetzt einen friedlichen Charakter und dort gibt es jetzt einen neuen Gouverneur."

CW: Auf der Krim steht das Referendum für den Anschluss an Russland bevor. Hat die Ukraine die Krim nicht eigentlich schon verloren?

K: "Das ist für mich schwer zu sagen; doch von der Opposition bis hin zur Regierungskoalition müssen wir alles tun, um eine Aufteilung der Ukraine zu verhindern; und die Krim ist ein ukrainisches Land. Daher müssen wir alle möglichen Schritte setzen, um den Separatismus nicht zu zulassen. Was wir jetzt in den östlichen Landesteilen und auf der Krim beobachten, ist sehr gefährlich für das Land."

CW: Hat die Ukraine überhaupt noch Einfluss auf der Krim?

K: "Nun, das ist ein begrenzter Einfluss auf der Krim. Das war sehr gefährlich als die westlichen Bezirke von einer Autonomie und einer Trennung von der Zentralregierung in Kiew und den östlichen Bezirken gesprochen haben. Damit hat man vor zwei Monaten in der Westukraine die Büchse der Pandora geöffnet, und jetzt ist diese Büchse der Pandora schon in der Ostukraine aktiv. Natürlich muss man alles tun, um den Einfluss der Regierung zu wahren.

CW: Halten Sie Krieg für eine mögliche Option für die Ukraine?

K: "Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt."

CW: Was muss die Regierung, was müssen die politischen Eliten tun, um die größte Gefyahr für die Ukraine seit der Unabhängigkeit vor mehr als 20 Jahren zu meistern?

K: „Wir müssen alles tun, um den Westen und den Osten zu vereinen, und um die Werte zu finden, die uns einen. "Vergessen wir jetzt die Frage der ukrainischen oder der russischen Sprache; das ist nicht das wichtigste. Vergessen wir die Frage der sowjetischen Soldaten und der Denkmäler aus sowjetischer Zeit. Wenn wir ein Lenin-Denkmal zerstören, so wird davon das Leben nicht besser werden, und dadurch bekommen wir weder Wirtschaftswachstum noch höhere Löhne und Pensionen. Wir müssen das Trennende zwischen West und Ost beiseitelassen; wir müssen uns hinter dem Ziel der Einheit der Ukraine vereinigen; das betrifft Wirtschaftswachstum und all das, was unser Land in die Zukunft führen kann."

CW. Sie sind Hauptaktionär der SLAV-Gruppe, die ihren Sitz in Österreich hat. Ihr Vermögen haben ukrainische Medien auf bis zu 650 Millionen USD geschätzt. Woher kommt dieses Vermögen in einem an sich eher armen Land?

K: „Ich bin kein Oligarch. Alles was unsere Firma besitzt, haben wir legal verdient. Mein Vater war ein einfacher Bergarbeiter, der 30 Jahre unter Tage gearbeitet hat, meine Mutter war Lehrerin. Ich habe nichts geerbt, sondern mir alles selbst erarbeitet. Und ich habe niemals im Land privatisiert. Was die finanzielle Lage betrifft, wie wollen sie das jetzt bewerten. Alles hängt vom Marktwert ab. In dieser Lage, wo die Finanzmärkte geschlossen sind, da kann ich nicht sagen ob das 50, 20 oder 100 Millionen sind, ehrlich ich weiß es einfach nicht.“

CW: Gab es nie einen Interessenskonflikt zwischen ihrer wirtschaftlichen und ihrer politischen Tätigkeit?

„Wir haben kein Business, wir haben Aktien, und das haben viele Personen. Ich unterstreiche noch einmal; ich gehe keinen Geschäften nach, ich bin nur Aktionär.“

CW: Trifft die Konten-Sperre in Österreich Sie und ihren Bruder?

K:„Meinen Bruder nicht; ich habe ein Konto in Österreich, dass bei der Nationalbank deklariert ist. Mit dem heutigen Tag ist das Konto blockiert. Doch ich denke, dass die Justiz in Österreich schnell feststellen wird, dass es keinerlei Verstöße gab, weil ich nie ungesetzliche Handlungen gesetzt habe. Ich bin entschlossen, diese Woche durchzustehen, doch mein Gewissen ist rein. Und seit heute befassen sich auch unsere Rechtsanwälte mit dem Fall.“

CW: Sie reisen recht viel ins Ausland. Haben Sie mehrere Pässe, um sich das Visum zu ersparen?

K: „Ich habe nur einen ukrainischen Pass. Das entspricht der Gesetzgebung der Ukraine, die nur eine Staatsbürgerschaft erlaubt. Ich habe aber ein langfristiges Visum; wenn ich als Abgeordneter auf Dienstreise gehe, habe ich einen Diplomatenpass, der mir ein visafreies Reisen nach Österreich ermöglicht.“

CW: Bei einem Formular einer Bank in Vorarlberg haben Sie angekreuzt, keine politisch exponierte Persönlichkeit zu sein, obwohl Sie damals bereits doch eine recht bedeutsame Funktion innehatten. Warum?

K: „Dieses Papier habe ich nicht unterschrieben; auch mein Bruder nicht. Das ist nicht meine Unterschrift, das kann ich Ihnen sofort beweisen.“

CW: Herr Klujew, wir danken für das Gespräch.

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