Interview mit Sergej Klujew zur Lage in der Ukraine
Sonstiges
FJ7
Berichte Ukraine
Ebenso wie Viktor Janukowitsch stammen Sergej Petrowitsch Klujew und sein Bruder Andreij aus Donezk. Andrej war Janukowitschs Kabinettschef; nach einem Schuss-Attentat tauchte er unter. Sergej Klujew genießt dagegen nun wieder etwas mehr Bewegungsfreiheit; diese nütze er, um als ehemaliger Klubobmann von Janukowitschs Regierungspartei, im Gebiet von Donezk für die Ukraine einzutreten. Wie groß ist die Gefahr, dass auch der Osten und Süden wegbricht, wenn sich die Krim von der Ukraine abspaltet. Dazu sagt Sergej Klujew:
"Darüber will ich nicht sprechen und schon gar nicht nachdenken. Ich hoffe, dass es keinen Domino-Effekt geben wird, und dass unsere führenden Politiker und unsere Regierung von Weisheit erfasst werden. Ich war gestern in Donezk, und dort stabilisiert sich grundsätzlich die Lage. Die Demonstrationen haben jetzt einen friedlichen Charakter und dort gibt es jetzt einen neuen Gouverneur."
Doch auf der Krim steht in etwas mehr als einer Woche das Referendum für den Anschluss an Russland bevor. Hat die Ukraine die Krim nicht eigentlich schon verloren? Dazu sagt Klujew:
"Das ist für mich schwer zu sagen; doch von der Opposition bis hin zur Regierungskoalition müssen wir alles tun, um eine Aufteilung der Ukraine zu verhindern; und die Krim ist ein ukrainisches Land. Daher müssen wir alle möglichen Schritte setzen, um den Separatismus nicht zu zulassen. Was wir jetzt in den östlichen Landesteilen und auf der Krim beobachten, ist sehr gefährlich für das Land."
Halten Sie Krieg für eine mögliche Option für die Ukraine?
"Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt."
Angesichts der größten Krise der Ukraine seit ihrer Unabhängigkeit vor 22 Jahren ruft Sergej Petrowitsch Klujew zu einem nationalen Schulterschluss zwischen westlichen und östlichen Landesteilen auf:
„Wir müssen alles tun, um den Westen und den Osten zu vereinen, und um die Werte zu finden, die uns einen. "Vergessen wir jetzt die Frage der ukrainischen oder der russischen Sprache; das ist nicht das wichtigste. Vergessen wir die Frage der sowjetischen Soldaten und der Denkmäler aus sowjetischer Zeit. Wenn wir ein Lenin-Denkmal zerstören, so wird davon das Leben nicht besser werden, und dadurch bekommen wir weder Wirtschaftswachstum noch höhere Löhne und Pensionen. Wir müssen das Trennende zwischen West und Ost beiseitelassen; wir müssen uns hinter dem Ziel der Einheit der Ukraine vereinigen; das betrifft Wirtschaftswachstum und all das, was unser Land in die Zukunft führen kann."