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Reportage vom „Antifaschistischen Schutzwall“ auf der Krim

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Berichte Ukraine
Zwischen Kiew und Moskau gehen die politischen Uhren wegen des Sturzes von Präsident Viktor Janukowitsch und der Krim-Krise bereits seit Wochen anders. Noch gilt auf der Krim trotz russischer Präsenz allerdings die Kiewer Zeit. Nach dem Willen der Putin-Treuen Führung soll die Krim auf Moskauer Zeit umstellen, wobei der Unterschied zwei Stunden ausmacht. In der politischen Realität werden die Gräben immer tiefer und die Barrikaden immer höher, wie ein Besuch im Grenzgebiet zwischen der Krim und dem Rest der Ukraine zeigt, den unser Korrespondent Christian Wehrschütz heute absolviert hat.

Insert1: Christian Wehrschütz aus der Halbinsel Krim

Aufsager: Christian Wehrschütz im Grenzgebiet der Krim

Gesamtlänge: 2‘33

An der Verwaltungsgrenze zum Bezirk Cherson haben pro-russische Kräfte gegen Kiew ihren antifaschistischen Schutzwall errichtet. Zwar ist es noch keine Berliner Mauer wie zu Zeiten der DDR, doch kontrolliert bewaffnete Männer den Verkehr. Auch hier weht die russische Flagge. Das Ausheben eines Schützengrabes darf nicht gefilmt werden; Interviews werden verweigert; doch die Männer wollen die Rückkehr zur Verfassung des Jahres 1992, unter der die Autonomie der Krim viel größer war als jetzt. Mehr als 50 Männer dürften hier stationiert sein; das Filmen der Zelte ist verboten. Einen Kilometer davon entfernt erinnert ein Denkmal an den Zweiten Weltkrieg auf der Krim. Was man von Kiew hält, zeigt das Plakat daneben. Neben einem durchgestrichenen Demonstranten, der ein Molotow-Cocktail wirft, steht: „Stoppt den Majdan, Krim für Stabilität, Nein zur ausländischen Einmischung.“

Aufsager:

„Europa und der Ukraine ist bisher ein weiterer Krim-Krieg erspart geblieben. Doch die Führung der Krim und die pro-russischen Kräfte schaffen weiter vollendete Tatsachen. Ziel ist es, die Autonomie stark zu stärken, um den Einfluss Kiews zu senken, während der Einfluss Moskaus deutlich stärker werden wird.“

So könnten auch die Uhren auf der Krim bald im Moskauer Takt schlagen. Noch gilt die Kiewer Zeit, doch der Regierungschef der Krim, Sergej Aksjonow hat vorgeschlagen, auf die Moskauer Zeit umzustellen. Am Lenin-Platz in Simferopol, ist man dafür, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen:

Blonde Frau:

„Für die Moskauer – Ich bin jetzt für alles aus Moskau, weil mir die Politik Kiews generell und gegenüber den Krim-Bewohnern insbesondere überhaupt nicht passt.“

Der Zeitunterschied zwischen Moskau und Kiew beträgt zwei Stunden:

Frauen:

„Wir sind für die Moskauer Zeit, doch das hat nichts mit Kiew zu tun. Im Dezember ist es bei uns um halb vier am Nachmittag bereits dunkel.“

Zu den wenigen ukrainischen Bastionen in Simferopol zählt diese Schule. Mehr als 900 Kinder werden hier unterrichtet, wobei Russisch als Fremdsprache nicht angeboten wird. So modern die Schule ist, im öffentlichen Leben treten die Ukrainer praktisch nicht in Erscheinung. Dafür läuft bereits die Kampagne für das Referendum. In lokalen Zeitungen erschienen bereits Artikel, dass die Krim durchaus zur Selbstversorgung in der Lage sei, und die Bewohner auf der Halbinsel besser leben würden als im Rest der Ukraine.

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