Ö1Ö2Ö3 NR Die Ukraine am Tag des Umsturzes

In Kiew geht heute der Tag eines politischen Umsturzes zu Ende. Die Opposition kontrolliert seit heute die Hauptstadt; das Parlament hat Präsident Janukowitsch für abgesetzt erklärt und Präsidentenwahlen für Ende Mai angesetzt. Frei ist nun auch die Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko, die unter Janukowitsch zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde. Aus Kiew Christian Wehrschütz

Nach zweieinhalb Jahren im Gefängnis feiere Julia Timoschenko eine triumphale Rückkehr auf dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew. Vor zehntausenden Ukrainern sagte sie, die Opfer dürften nicht vergebens sein. Ziel sei eine freie, demokratische Ukraine, die so rasch wie möglich ihren Weg Richtung EU gehen könne. Timoschenko kündigte an, bei den für Ende Mai geplanten Präsidentenwahlen kandidieren zu wollen. Das bedeutet, dass die Opposition im ersten Wahlgang gespalten sein dürfte, denn Vitali Klitschko wird wohl ebenfalls antreten. Nicht davon profitieren wird der noch amtierende Präsident Viktor Janukowtisch. Er bezeichnete seine Absetzung zwar als Staatsstreich, doch immer mehr Parteigänger rücken von ihm ab. Trotzdem gibt es in der Ost- und Südukraine und auf der Halbinsel Krim einen beträchtlichen Widerstand gegen die neuen Machthaber in Kiew. Daher warnte der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier auch vor einer Spaltung der Ukraine und rief zur raschen Bildung einer Übergangsregierung auf.