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Ursachen der Katastrophe

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Berichte Slowenien

Am Sonntag war die Lage an der Mur wahrlich dramatisch. Bei der Brücke beim Ort Sredna Bistrica reichte das Wasser bereits fast bis zum unteren Rand der Brückendecke; Treibholz bedrohte die Pfeiler, die Straße und das bewaldete Angelände waren überschwemmt. In besonders bedrohten waren freiwillige Helfer der Feuerwehr im Dauereinsatz, um Böschungen und Deiche zu verstärken. Die Krise an der Mur hat vielfältige Ursachen, erläutert in Laibach die Vorsitzende der Vereinigung für Wassermanagement, Lidija Globevnik:

7’43 – Mur – 9’14
„Die Ingenieurspraxis besagt, dass alle 50 Jahre Dämme und Böschungen erneuert werden muss. Seit einigen Jahren kämpfen wir darum, diese Objekte im Raum zu platzieren, und wir haben ein Problem mit der Kommunikation mit zivilen Initiativen, mit den Natur- und Umweltschützern, die manchmal so große Naturgewalten nicht kennen. Wir konnten durch den gut organisierten Zivilschutz und die örtliche Bevölkerung eine Katastrophe auf der Mur verhindern. In Dörfern flussabwärts wurden Häuser überschwemmt, aber die Folgen hätten noch viel schlimmer sein können.“

Modelle slowenischer Experten haben Brennpunkte der Katastrophe recht genau vorherberechnet. Globevnik selbst warnte bereits in einem Interview vor 15 Jahren vor den Folgen, die eine Vernachlässigung umfassender Maßnahmen mit sich bringen kann. Das betreffe auch Baugenehmigungen, betont Lidija Globevnik:

15'23'7 – Baugenehmigungen - 16'21'4

„Nach 2010 ist die Bauordnung sehr streng. Es soll nicht gebaut werden, aber der Druck ist so groß, dass der Bau bei auch nur einer Maßnahme zum Hochwasserschutz zugelassen wird. Die Maßnahmen werden jedoch nicht unbedingt so durchgeführt, wie sie sein sollten. Außerdem werden die Kontrolle der Umsetzung selbst und dann die technischen Prinzipien nicht ausreichend berücksichtigt; das sind dann Gebäude, die tatsächlich vom Wasser früher weggespült werden, als wenn sie entsprechend gebaut wären auf der Basis von Ingenieurnormen, die vor 50 oder 30 Jahren in Kraft waren.“

Zu den negativen Faktoren, die Naturkatastrophen begünstigen zählt nach Ansicht von Lidija Globevnik, das Zubetonieren der Landschaft sowie eine falsche Bewirtschaftung der Wälder, weil damit Flächen undurchlässig werden oder viel weniger Wasser speichern können. Und welche Rolle spielt die Kanalisierung von Flüssen, frage ich die die Expertin in Laibach:

17'08'5 - Kanalisierung der Flüsse - 18'31'0
„Eine wichtige Rolle, eine wichtige Rolle! Wir haben eine Studie für ganz Europa gemacht, für die Europäische Umweltagentur. Slowenien liegt auf dem gleichen Niveau wie Österreich. 60 bis 80 Prozent aller Überschwemmungsgebiete haben wir tatsächlich besiedelt und dem Fluss im Hinblick auf Überschwemmungen entzogen, weil wir den Fluss kanalisiert haben. Einen Fluss zu kanalisieren bedeutet, die Strömung zu konzentrieren, das Flussbett zu vertiefen und das Flussbett zu verengen. Das bedeutet hohe Geschwindigkeiten und große Kräfte. Ich glaube nicht, dass wir in den Siedlungen eine Erweiterung vornehmen werden, aber außerhalb der Siedlungen, außerhalb der Gebäude wäre es klug, die Flüsse wieder auszubauen. Mit anderen Worten, wir geben ihnen Raum und Überschwemmungsgebiete, was bedeutet, dass wir die Kräfte reduzieren und die Hochwassermengen zurückhalten, weil dann flussabwärts nicht mehr so viel Wasser vorhanden ist.“

Lidja Globevniks Fazit zur Hochwasserkatastrophe in Slowenien fällt eindeutig aus:
5‘50‘7 - Fazit - 5‘57‘0

„Meiner Meinung nach ist der Faktor Mensch gleichermaßen dafür verantwortlich wie der Faktor Klima.“

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