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Knappes Rennen bei der Präsidentenwahl?

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Berichte Slowenien


In Slowenien findet morgen die Stichwahl um das Amt des Staatspräsidenten statt; Amtsinhaber Borut Pahor kann nach zwei Mandaten nicht mehr antreten, daher wird auf jeden Fall ein neuer Bewerber Präsident werden. Zur Wahl stehen dabei der konservative Politiker Anze Logar und die parteifreie linksliberale Rechtsanwältin Natasa Pirc- Musar. Nach dem ersten Durchgang vor drei Wochen liegt Logar knapp in Führung, doch das größere Wählerpotential dürfte Pirc Musar haben; trotzdem ist das Rennen nach Ansicht der Meinungsforscher offen, berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Im ersten Wahlgang vor drei Wochen erreichte Anze Logar 34 Prozent der Stimmen und lag damit sieben Prozentpunkte vor Natasa Pirc-Musar, die auf 27 Prozent kam. Doch im ersten Durchgang gab es sieben Bewerber; die meisten von ihnen gehörten dem linken politischen Spektrum an; der Papierform nach sollte somit die linksliberale Rechtsanwältin das klar größere Wählerpotential haben. Denn der ehemalige Außenminister Logar ist Parteigänger des im April abgewählten ehemaligen Ministerpräsidenten Janez Jansa, dem Gott-sei-bei-Uns des linken Lagers in Slowenien. Trotzdem prognostizieren Umfragen für morgen ein knappes Rennen; demnach sollten 51,2 Prozent für Pirc-Musar und 48,8 Prozent für Logar stimmen; er war im Wahlkampf bestrebt, sich von Jansa abzugrenzen - so weit es eben möglich war, ohne die Stammwähler zu verärgern; Logar betonte die Rolle des Staatspräsidenten als Politiker der Slowenien verbinden müsse und trat im Wahlkampf sehr gemäßigt auf; diese Taktik bewertet der Politologe Tomas Dezelan so:

2'58'2 - Taktik von Anze Logar - 3'53'2
"Anze Logar hat auf Angriffe nicht mit Gegenangriffen geantwortet, wie das zu erwarten gewesen wäre; sondern er reagierte sehr, sehr gemäßigt gegenüber Kritik, unerwartet zurückhaltend. Dadurch wollte er vor allem linke Wähler nicht beunruhigen, die sich noch nicht entschlossen haben, ob sie zur Wahl gehen oder nicht."

Um diese linke und linksliberale Wählerschaft zu mobilisieren, wählte Pirc-Musar eine Taktik, die stark auf Angriff setzte, analysiert Tomas Dezelan:

6'49'1 - Pirc-Musar - Taktik Angriff - 7'56'3
"Vor dem zweiten Wahlgang wurde Pirc-Musar zu einer sehr scharfen Kritikerin von Anze Logar; dadurch wollte sie ihre Wählerschaft daran erinnern, dass Logar de facto ein Wolf im Schafspelz ist, sprich, dass sich hinter ihm Janez Jansa versteckt. Das ist diese wesentliche Änderung, die sich auch bei den TV-Konfrontationen zeigte, wo Pirc-Musar fast in die Rolle der Moderatorin schlüpfte und unmittelbar provozierte und Fragen stellte und Werturteile abgab, wobei Anze Logar darauf nicht reagiert hat."

Natasa Pirs-Musars Pferdefuß ist ihr Ehemann, der in Slowenien zu den Tycoons gerechnet wird, die in der Phase der Transition reich geworden sind. Daher ist es fraglich, in wie weit sie linke und sozialdemokratische Wähler motivieren kann, zumal der Staatspräsident in Slowenien keine machtvollen Kompetenzen hat. Die große Unbekannte ist jedoch die Wahlbeteiligung, die im zweiten Durchgang traditionell niedriger ist als im ersten Wahlgang, wo sie bei knapp 52 Prozent lag. Ist die Beteiligung gering, könnte Logar gewinnen, weil er die diszipliniertere Wählerschaft hinter sich hat

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